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Sammelsucht

MUSEUM DER ERINNERUNG
Anna Stothard

  • Taschenbuch: 304 Seiten
  • Verlag: Diogenes;
  • Auflage: 1 (26. April 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3257300484
  • ISBN-13: 978-3257300482
  • Originaltitel: The Museum of Cathy

Cathy ist neun, als sie Jack kennenlernt. Sie verbringen einen unbeschwerten Sommer an der englischen Küste miteinander. Cathy ist einundzwanzig, als sie aus ihrem Zuhause und vor einem Mann flieht, der Rache mit Liebe verwechselt. Cathy ist fast dreißig, als dieser Mann sie findet und ihre sorgsam aufbewahrten Erinnerungen für immer zu zerstören droht.

Klappentext des Verlags

MEINE REZENSION

Cathy ist Engländerin. Tom ist Amerikaner. Daniel ist Cathys britische Vergangenheit und Jack ist Cathys dunkles Geheimnis. Schauplatz ist Berlin im Allgemeinen und das Naturkundemuseum im Besonderen.

Sprachlich fand ich den den Roman durchaus ansprechend. Inhaltlich fühlte ich mich jedoch nicht wohl. Warum? Es waren für meinen Lesegeschmack zu viele aufgespießte Motten und andere Falter, zu viele blankpolierte Mäuseschädel, Zähne, Krallen und Skelette. Detailverliebt beschreibt Anna Stothard in diesem Roman Cathys Sammelsucht, die schon in ihrer Kindheit beginnt, ihr späteres Handwerk bestimmt und daneben natürlich all die Präparate sowie Exponate um sie herum. Das ist Cathys Welt, darin fühlt sie sich sicher und zu Hause. Ihre Sammlung ist schräg und bunt und anders. Doch sie gibt ihr Sicherheit, schenkt ihren Emotionen eine Zuflucht, bietet ihren Gedanken und Zweifeln Unterschlupf.

Wie immer, habe ich mir auch diese Lektüre unvoreingenommen gegönnt. Ich war neugierig und gelassen, ohne große Erwartungen. Nun, ich lasse mich eben gern überraschen. Möglicherweise hätte ich den Roman vielleicht gar nicht gelesen, wenn ich mehr zum Inhalt gewußt hätte? Soll ich dennoch über meine kleinen Erwartungen sprechen?

Ich wusste, Berlin spielt eine Rolle. Ich wusste nicht, Berlin spielt eine wichtige Rolle. Hier kommt Cathy erstmals zur Ruhe. Das Cover zeigt den Schatten des Berliner Fernsehturms. In seinem Schatten, auf einer Wiese ruht sich ein Pärchen aus. Die Beiden wirken vertraut, verliebt, entspannt… Wieder einmal ein gelungenes, diogenes-typisches, minimalistisch gutes Layout. Mehr als der Schauplatz wird damit nicht verraten. Und weiter mit meinen Erwartungen…

Ich habe mir mehr Spannung erhofft. Doch die wollte sich während des Lesens nicht so richtig in meinem Kopf aufbauen. Die Story war nicht unspannend. Das kann ich nicht sagen. Doch sie war für mich eben auch nicht mitreißend. Ein eher leiser Thriller oder eine Psychothearpie?

Natürlich bleibt bis zuletzt offen, wie sich Cathy entscheiden wird. Findet sie die Kraft, sich von den Fesseln ihrer Kindertage zu befreien? Gelingt es ihr, die Dämonen der Vergangenheit endlich abzuschütteln und nach vorn zu schauen? So sehr sich die Autorin auch bemüht, die Charaktere ihrer überschaubaren Anzahl an Protagonisten bis ins Kleinste zu skizzieren, vor meinem geistigen Auge blieben sie diffus, schemenhaft wie der Nebel über der Küste Englands.

Es ist so schade, dass ich dem Roman nicht mehr abgewinnen, die Tiefe nicht greifen konnte, die die Thematik bietet.  Cathys Entwicklung wird hier nahezu therapeutisch aufgearbeitet. Für mich war der Roman leider nicht das – vielleicht heimlich erhoffte – Highlight meines Lesejahres 2018. Aber ich gebe der Autorin wie immer und natürlich sehr gern weitere Chancen, mich mit anderen Titeln zu begeistern.

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.

Published inKolumneRezensionen
et Claire