Colleen Hoover
“Zurück ins Leben geliebt”
- Taschenbuch: 368 Seiten
- Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (22. Juli 2016)
Als Tate zum Studium nach San Francisco zieht, stolpert sie dort gleich am ersten Abend über Miles Archer: Miles, der Freund ihres Bruders, der niemals lächelt, meistens schweigt und offensichtlich eine schwere Bürde mit sich herumträgt. Miles, der so attraktiv ist, dass Tate bei seinem Anblick Herzflattern und weiche Knie bekommt. Miles, der, wie er selbst zugibt, seit sechs Jahren keine Frau mehr geküsst hat. Miles, von dem Tate sich besser fernhalten sollte, wenn ihr ihr Gefühlsleben lieb ist …
MEINE REZENSION
Colleen Hoover hat es wieder getan. Ein weiterer Roman aus ihrer Feder. Nach Will & Layken, Maybe someday und anderen und dieser hier um Tate & Miles. Natürlich geht es um Liebe und Eifersucht, Sex, Verluste – große Gefühle.
Tate „stolpert“ also wortwörtlich über Captain Miles vor der Tür zum Appartement ihres Bruders Corbin (warum eigentlich immer diese schrägen Namen?). Und schon nimmt die Story ihren Lauf. Sex. Sex. Sex. Und ein großes Geheimnis, dessen Ursprung vor 6 Jahren liegt und das seitdem auf Miles Seele lastet.
Trotz hochlobender Kritiken bin ich dieses Mal enttäuscht.
Nein, nicht von der Sprache – die ist toll. Und auch nicht von den erotischen Szenen – Mrs Hoover versteht sich auch diesmal auf deren wörtliche Gestaltung.
Von der Handlung? Eigentlich nicht. Sie schafft tatsächlich einen Spannungsbogen, den ich schon fast nicht mehr erwartet hatte nach der Hälfte des Romans.
Ich bin enttäuscht von Tate. Wie zuletzt bei Romy & Romeo erwacht die „Emma“ in mir – mein emanzipiertes Ich sozusagen. Verliebt hin oder her, große Gefühle – ja, toller Sex – ja. Dennoch hat es niemand verdient, so behandelt zu werden, sich zu zum Sklaven der „Liebe“ zu machen und das allein aus Hoffnung, es könne mehr daraus werden.
Welche Botschaft soll das für Teenager (der Roman ist für Jugendliche ab 16 vorgesehen) sein?
Aushalten – es wird schon besser werden?
Ein Deal zwischen Tate und Miles? Nur Sex? Sonst nix? Aber es ist eben nicht nur Sex. Es ist auch Demütigung, denn Miles tritt Tate’s Gefühle mit Füssen, weil er einfach nicht lieben will. Tate hingegen erscheint wie eine Heilige, erduldet alles, geniesst es, begnügt sich mit dem Wenigen, glaubt an das Gute in Miles, weil sie doch ahnt, dass er zu mehr in der Lage ist – nebenbei arbeitet sie rund um die Uhr als Krankenschwester und studiert … Alle Männer sind Piloten und lecker natürlich.
Wirklich liebenswert fand ich den fast achtzigjährigen Cap, den Beichtvater im Foyer des Piloten-Hauses mitten in San Francisco.
Die Kapitel wechseln vom Heute in die Zeit vor sechs Jahren, Tate & Miles und Rachel & Miles. Frau Hoover versteht es gekonnt, den Leser/die Leserin langsam mit ihren Enthüllungen aus der Vergangenheit zu umgarnen. Allerdings ist Vorsicht geboten, sich nicht einlullen zu lassen von Tates Gefühlswelt: Soll ich? Oder nicht? Richtig oder falsch? Ich kann nicht anders! Was tue ich hier? Aber bevor ich nichts von ihm bekomme?
„Stille. Stille. Stille. TROMMELFELLZERFETZENDE STILLE.“ S. 66
„Dominator und Viralia. Wir geben ein ziemlich krankes Superheldenteam ab…“ S.95
„…, dass ich nicht mehr ich selbst bin, wenn er in meiner Nähe ist. Ich verflüssige mich. Werde willenlos. Tue alles, was…“ S.171
„Was bin ich für eine jämmerliche dumme Kuh, dass ich mich freiwillig so vor ihm erniedrige?“ S. 188
„Denn das Schöne gleicht das Hässliche aus. Immer.“ S.316
Ich kann und will das Ende nicht vorwegnehmen, aber ehrlich – kein noch so großes Trauma darf Miles Verhalten gegenüber Tate rechtfertigen. Wenn er nicht lieben will – bitte, aber Sex will er schon?! Tate ist doch kein willenloses Weibchen, angewiesen auf Almosen des Herrn Piloten?! Ich möchte kein Moral-Apostel sein und die Literatur darf auch polarisieren – denn das ist ihr gutes Recht. Dennoch, der Titel des Romans lautet „Zurück ins Leben geliebt“. Bleibt die Frage für mich: Auf wessen Kosten?
Schade, aber mehr als 3 Sterne kann ich einfach nicht übers Herz bringen.