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Schuld & Unschuld

41ZE4EL17VLMila Olsen
“Entführt – bis du mich liebst”
  • Taschenbuch: 420 Seiten
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform; Auflage: 1 (5. Dezember 2015)

Nichts hasst Louisa mehr, als das Leben in dem winzigen Kaff Ash Springs, mitten in der Wüste Nevadas. Sie sehnt sich nach Spaß und Abenteuer. Als sie in den Ferien mit ihren vier Brüdern zum Campen in den Sequoia Nationalpark muss, trifft sie auf den geheimnisvollen Brendan. Ihr Schicksal nimmt eine dramatische Wende, denn Brendan ist keinesfalls zufällig am selben Ort. Akribisch hat er jeden Schritt von Louisas Entführung geplant. Er verschleppt sie in die Einsamkeit Kanadas, an einen Ort, an dem es nur Fichten, blauen Himmel, Wölfe und Hermeline gibt. Er sagt, sie wäre sein Licht in der Dunkelheit. Für Louisa beginnt eine Zeit voller Angst und Verzweiflung, in der sie immer mehr mit Brendans traumatischer Vergangenheit konfrontiert wird. Schon bald ist er für sie viel mehr als nur ihr Entführer. Mitgefühl, Zuneigung und Abhängigkeit vermischen sich und stürzen Louisa in ein tiefes Gefühlschaos. Vor allem zwei Fragen gewinnen immer mehr an Bedeutung: Darf man seinen Entführer lieben? Und wie gefährlich ist Brendan wirklich?

MEINE REZENSION

Es dauerte mehr als zwei Wochen bis ich mir über meine Gedanken und Gefühle zu diesem Roman klar wurde… Angestachelt durch Unmengen positiver Rezensionen, wagte ich die Lektüre. Ein romantischer Thriller? Im Ernst? Nee, das geht für mich leider gar nicht. Sprachlich top, Handlung Flop.

Die Protagonisten sind diesmal Louisa und Brendan sowie Wolfswelpe Grey. Louisa, süsse, unschuldige Sechzehn – in meinen Augen noch ein Kind – , wird von Brendan während einer Campingtour mit ihren Brüdern entführt, auf ziemlich brutale Art und Weise. Die Ängste und Qualen, physisch und psychisch, haben sicher keine einzige romantische Note. Daran kann auch die traumhafte Kulisse Kanada’s unberührter Natur nichts ändern.

Für mich ist Brendan ein selbstgefälliges, egoistisches, arg gestörtes und brutales A… , ähm sorry, Individuum. Ehrlich. Dieser junge, erwachsene Mann mag noch soviel durchgemacht haben, er ist sich seiner Handlungen absolut bewußt, ein Psychopath und als solcher eben auch überaus gefährlich. Er stalkt heimlich junge Mädchen in den sozialen Netzwerken und schließlich fällt seine Wahl auf Louisa – das fröhlichste aller potentiellen Opfer, den Sonnenschein unter den Ahnungslosen – nur aus einem Grund: Er will nie wieder verlassen werden!? Sie soll das Licht und die Farben in die dunkle Welt seiner Seele zurückbringen. Nach der penibel vorbereiteten und durchgeführten Entführung saugt Brendan selbstsüchtig und zerstörerisch wie ein Vampir anstelle von Blut jedoch alles Positive, alles Schöne aus dem jungen Mädchen… Schuld trifft Unschuld.

Darf Louisa sich in so jemanden verlieben? Wird sie es tun? Aus welchen Gründen? Stockholm-Syndrom?

Achtung Spoiler: Kurzum, sie tut es, verliebt sich. Happyend und Sonnenschein.

Nein, nein, nein will mein Herz schreien. Aber ich nehme es hin – im Rahmen der künstlerischen Freiheit der Autorin. Ich kann und werde mich mit der Romanhandlung nicht anfreunden. Geht nicht, denn welche Message soll ich mitnehmen? Liebe verzeiht alles? Liebe erlaubt alles? Kann das Liebe sein? Darf das Liebe sein? Schuld trifft Unschuld – macht aus ihr eine Mitschuldige durch Wissen und Schweigen?

Dennoch konnte mich zumindest die Sprache, die bildhaften wortreichen Schilderung der einsamen Landschaft für sich einnehmen.  Damit schafft Mila Olsen einen sehr krassen Gegensatz: Idylle vs. Psychopath. Spannungsbogen und Sprache ließen mich durchhalten und den Roman erstaunlich schnell konsumieren.

“Das einzige Highlight meines Urlaubs werden ein paar unrasierte Naturfreaks in Wanderstiefeln sein…” S.35

“Du hast Kacke in den Haaren… Sieht echt komisch aus!” S.262

“… klingt wie Rohrverstopfung und Kojotengebell.” S.262

“Wie kann man seinen Verstand benutzen, wenn man ihn verloren hat?” S.264

Den überaus zahlreichen positiven Rezensionen vermag ich mich aus den geschilderten Gründen, aus meiner ganz persönlichen Wahrnehmung, nicht anzuschließen. 2 von 5 Sternen von mir. Sorry.

Published inKolumneRezensionen
et Claire