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Silvester-Keks


Ich bekenne mich als Silvester-Grinch, Neujahrs-Muffel, Lustige-Parties-Haterin…

Doch, hey, was war da gestern mit mir los? Mittags noch im Sonnenschein Spaziergehen (mit der mir nur allzu bekannten, üblen Jahresend-Laune) und dem obligatorischen Gegrummel meinerseits und der berühmt-berüchtigten Knete plus Murmeln im Kopf.

Dann kurzer Geburtstagskaffee mit Sohn – Vierzwanzig. Wow. Es war süss, entspannt, lustig. Hmmm und weiter?!

Abends kocht die Jüngste. What? Yes, really, ich muss nichts tun. Kann einfach am Kamin auf der Couch chillen … Lecker Essen, kühler Rosé dazu. Nochmal wow. Danach ein bisschen TV mit Mister Bean und Spiele (digital und analog). Alles easy. Nur kurze Phasen verwirrter Stressanzeigen. Doch die habe ich schnell im Griff.

Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht. Endlich schauen wir “Dinner for One” und amüsieren uns göttlich wie immer, irgendwie dieses Jahr sogar besser.
Noch fünf Minuten bis zum Countdown … Wir schauen Jörg Pilawa (gehts noch????). Naja, die tanzen ohne Publikum in einer Aufzeichnung munter vor sich hin und wir vor dem TV mit lauter Anlage.

Schnell: den Wein, Sekt, Fassbrause. Countdown. Wir liegen uns in den Armen. Ich weine.

Ich schluchze hemmungslos – vor Erleichterung, vor Vorfreude, vor Glück & Liebe, vor Dankbarkeit. Da sind sie – die wichtigsten Menschen in meinem Leben und alle gesund. Den Großen weiß ich in liebevollen Händen und illustrer Gesellschaft seiner 4er WG.

Wie immer gehen wir vor die Tür – ohne Erwartungen, ohne Hoffnung auf Menschen und Feuerwerk. Wir sehen niemanden. Irgendwann winken die Nachbarn von gegenüber und dann geht es los.

FEUERWERK. Wow.

Unsere Straße um Mitternacht

Ich genieße jede einzelne Rakete. Stelle mir vor, sie glitzert nur für mich. Tränen kullern.

Da ist so viel Wut in mir, so viel Verzweiflung, die sich Bahn bricht, die raus muss. So fühlt es sich an, in dieser Nacht, als ginge es allen so. Die Menschen brauchen diese Zeichen, diese unbändige und doch gezähmte Kraft des Feuers, das Strahlen und Leuchten in der Dunkelheit.

Es scheint, als wäre es wichtig wie noch nie für diesen Neubeginn, um dieses verrückte Jahr endlich hinter uns lassen zu können.

Nein, dafür brauch ich keine Mega-Party am Brandenburger Tor, keine Motto-Party mit Wein, Weib und Gesang. Dafür brauche ich nur uns selbst und dieses Glitzern am Berliner Nachthimmel.

In mir wächst die Hoffnung, dass 2021 besser werden kann, besser werden muss, besser wird. Punkt. Ich tanze noch lange mit geschlossenen Augen zu fetten Techno-Beats im Wohnzimmer bis die Strumpfhosen glühen und mich irgendwann der Schlaf ruft.

Feiert das Leben, die Liebe und die Zukunft. Bleibt zuversichtlich, gesund und meinen Kolumnen treu, ihr Lieben da draußen.

Published inKolumne
et Claire