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Von Oma und Tantchen

David Walliams
“Gangsta-Oma” & “Terror-Tantchen”

Ben muss jeden Freitag bei seiner Oma verbringen, wenn seine tanzverrückten Eltern das Tanzbein schwingen. Bens Oma ist zwar nett, aber sooooooo langweilig! Immer will sie bloß Scrabble spielen und isst den ganzen Tag nichts anderes als Kohlsuppe – igitt! Doch eines Tages findet Ben heraus, dass seine Oma ein Geheimnis hat: Sie war früher eine berühmte Juwelendiebin! Und jetzt plant sie ihr größtes Ding: Sie will die Kronjuwelen der englischen Königin stehlen! Ben ist Feuer und Flamme. Was für ein Abenteuer! Von nun an können die Freitage gar nicht schnell genug kommen

REZENSION VON JETTE (9) UND MIR

Unsere Tochter las beide – umfangreichen – Bücher trotz ihres zarten Alters von 9 Jahren in kürzester Zeit. Die Romane bekamen von Mama einen Schutzumschlag und wurden anschließend mitgeschleppt, in die Schule, in die Ferien. Selbst auf kurzen Autofahrten waren die Geschichten von David Walliams mit an Board. Und was soll ich sagen? Nachdem ich ihr “Greg’s Abenteuer”, diverse Feen- und Meerjungfrauen-Geschichten, Ballett- und Pferderomane schenkte, hat nun endlich ein Autor meine Tochter nachhaltig an seine Stories fesseln können und den Leselöwen in ihr geweckt. Die Bedeutung dieser Bekanntschaft kann ich gar nicht hoch genug ansiedeln im technischen Zeitalter der Ei-Pods und Ei-Pads. Auch unsere Maus beschäftigt sich ausgiebig mit Elektronik – aber ich hatte die Vision, ihr die Welt der Bücher zu Füßen zu legen, sie dafür nachhaltig zu begeistern. Bücher beflügeln die Fantasie, bringen Kinder zum Träumen und Nachdenken, schaffen kleine Inseln im Alltag der Reizüberflutung… Doch zurück zu den Büchern des Herrn Walliams.

Da sind zunächst Ben und seine schräge Oma, die er immer freitags bis montags besucht und die offenbar nicht nur nach Kohlsuppe riecht, sondern in der Keks-Schachtel noch einige Geheimnisse verbirgt. Bens Neugier ist geweckt. Ich möchte hier nicht den Inhalt der Geschichte preisgeben und schon gar nicht deren Ende vorwegnehmen. Der Klappentext ist für meine Begriffe schon recht aussagekräftig. Das Cover verrät nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Kräftige Farben mit witzigen Karikaturen, passend zum Buchtitel – eine coole Oma mit ihrem Enkel und Juwelen… Die Bilder im Buch selbst sind schwarz-weisse Zeichnungen und sehr zurückhaltend, lassen viel Raum für Fantasie. Die Buchstabengröße liest sich angenehm, die Länge der Kapitel lädt zu abendlichen Lese-Häppchen ein.

Jette bekam einfach nicht genug. Doch nicht nur das ist erstaunlich, sondern auch und vor allem die daraus resultierenden Gespräche. Diese waren / sind für mich / unsere ganze Familie ein großer Gewinn. Offenbar steht bei Mr. Walliams immer ein sehr persönliches und/oder soziales Thema im Fokus. Bei Ben und seiner Oma geht es um Vorurteile, Geheimnisse, Vertrauen, Trauer, Tod und Gerechtigkeit. Alle Themen sind kindgerecht aufgearbeitet, machen keine Angst, sondern werfen Fragen auf, die beantwortet werden wollen. Was ist wichtig im Leben? Ist das Verhalten angemessen? All das ist gespickt mit viel Humor und Augenzwinkern. Das, so kann ich an dieser Stelle schon verraten, trifft auf alle Bücher aus dieser Reihe von David Walliams zu. Ein großer Lesespass also für Kinder ab 9 Jahren und mit Sicherheit eine Empfehlung, um bei Nichtlesern die Liebe zu Büchern zu wecken.

Nach dem überraschenden Tod ihrer Eltern ist Stella Saxby plötzlich Erbin von Schloss Saxby Hall. Doch ihre grässliche Tante Alberta und deren riesiger Berg-Uhu Wagner schrecken vor nichts zurück, um sich die Erbschaft unter den Nagel zu reißen. Vor gar nichts! Wie gut, dass Stella Freunde hat – wenn auch etwas spezielle Freunde: den schwerhörigen und fast blinden alten Butler Gibbon zum Beispiel. Oder den Schornsteinfeger Ruß, der ein echter Geist ist. Werden sie es schaffen, Stellas Terror-Tantchen aus Schloss Saxby Hall zu vertreiben?

Vieles von unserer gemeinsamen oberen Rezension trifft auch auf dieses Buch zu. Allerdings ist es mit fast 150 Seiten mehr (417 statt 272) deutlich umfangreicher. Das Cover diesmal in kräftigem Lila zeigt ein kleines trauriges Mädchen – Stella – und eine große, grimmig dreinschauende Frau mit Hut und Uhu – Tante Alberta.

Wieder greift Mr. Walliams schwierige, sehr persönliche und soziale Themen auf. Wieder geht es auch um das Thema Tod. Der Klappentext verrät bereits, Stellas Eltern kommen überraschend ums Leben. Warum, wieso, weshalb? Das müssen die jungen Leser schon selbst herausfinden.

War bei noch Ben die Oma eher eine Gefährtin, so wird hier nun das böse Tantchen zur Gegenspielerin der 11jährigen Stella. In diesem Roman geht es um Trauer, Freundschaft, Vertrauen, Gefahren, Selbstbewusstsein & Zielstrebigkeit, Boshaftigkeit. Auch Geister kommen zu Wort und führen letztlich zu interessanten Verbindungen. Der Butler Gibbon sorgt viel Chaos und Spass. So werden auch schwierige Themen lustig und mit einer großen Prise Abenteuer verpackt.

Wichtig ist auch hier, das lesende Grundschulkind bei seinen Fragen zu begleiten. So steht einem ungetrübtem Lesevergnügen nichts mehr im Wege. Jeder der Romane steht für sich allein und kann ganz nach persönlichen Interessen ausgewählt werden.

Daumen hoch und weiter so. Wir hoffen auf noch viele Geschichten aus Walliam’s Feder mit weiteren interessanten Themen, Spannung, Spass und Tiefgang.

Published inKolumneRezensionen
et Claire