“Rasender Roland”? Was soll denn das jetzt wieder bedeuten? Den gibt es auf der Ostseeinsel Rügen. Der ist angeblich entschleunigend und so langsam, dass man auch sagen könnte: ‘Blumenpflücken während der Fahrt verboten’.
Nun, ich wünschte, die Zeit hielte es aktuell mit der des Rolands. Doch leider nein, sie fühlt sich gerade an wie im ICE III oder TGV zwischen Saarbrücken und Paris … nämlich so:

Ich habe das Gefühl, mit knapp 320km/h durch die Tage und Wochen, den Alltag zu rasen – ohne Aussicht auf Haltestellen, denn die gibt’s zwischen Saarbrücken und Paris auch nicht. Keine einzige.
Woran liegt das? Sind es die vielen Termine nach dem Lock-Down? Ist es der ganz normale tägliche Wahnsinn, von dem ich mich schon entwöhnt hatte – Ballett, Klavier und Mondschein-Versammlung? Wie auch immer, ich komme nicht mehr mit. Ich steige mal gepflegt aus oder auch um… Wie wäre es also damit ?

Dürfte zwar auch zügig unterwegs sein – natürlich nur so lange der Tiger – alias Sprit – im Tank reicht. Ist leider nicht so umweltfreundlich wie die Bahn, aber es soll ja auch nur eine Metapher sein. Und in Ermangelung eines Roland-Fotos musste eben dieses herhalten.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht recht, wo ich ansetzen soll. Was kann zeitlich weg, was ist zu viel des Guten? Ich komme nicht einmal mehr regelmäßig zum Joggen … Ok, wie denn auch, bitteschön? Ja, Kate, es ist dringend an der Zeit, aufzuräumen, um nicht am Leben vorbeizufahren. Leichter gesagt als getan. Ein gutes, neues Zeitmanagement wäre ein Anfang. Vielleicht hole ich doch den alten Timer wieder hervor und strukturiere mich künftig wieder analog mit Stift auf Papier. Einfach um den Überblick zu behalten, mich nicht zu verfusseln und gefühlt jeden Freitag zu denken: “Wow, schon wieder eine Woche rum.”.
Geht es allen so? Ist es vielleicht auch normal im Herbst ? Schließlich sind da ja auch noch die, deutlich früher einsetzenden, dunkleren Abendstunden … Möglicherweise fährt ja auch mein Body die Performance herunter – wegen der einsetzenden Kälte und so. Als Wärmeliebende sind die sinkenden Temperaturen kein leichtes Unterfangen für mich. Theoretisch müsste ich mich à la Eidechse oder Chamäleon bei jedem Sonnenstrahl auf den nächsten Stein schwingen und Wärme tanken.
Was auch immer es ist, es ist ZU schnell. Ergo: einen oder zwei Gänge herunterschalten, bitte.
Ja, wir sind irgendwie betriebsblind:
Supi, die Woche ist ja schnell rum, endlich WE…
Diese Denke ist menschlich und legitim.
ABER:
Diese “schnelle” Woche ist auch eine Woche unseres Lebens.
Am Montag sehnen wir bereits den Freitag herbei, die Woche soll schnell vorbei gehen.
Wünschen wir damit nicht unbewusst, dass unser Leben schnell vorbei geht?
Mich beschäftigt das sehr…
Zum Roland:
Der rasende Roland ist cool, eine richtige alte SchuffSchuff auf Schmalspur.
Wenn Du im offenen Wage sitzt und Dir der Dampf um die Nase weht, fühlst Du Dich total entschleunigt.
Es geht nicht mehr um höherschnellerweiter, der Weg ist das Ziel.
Wir konnten letzte Woche das erzgebirgische Pendant (Fichtelberg-Bahn) nutzen, das war toll.
Mit jedem Schu-Huh bekamen wir eine Ladung Wasserdampf ab, ansonsten waren wir mit Rußpartikeln bedeckt, aber glücklich im offenen Wagen (mit Mundschutz!!!!)
Wir sind über eine Stunde von Oberwiesenthal nach Cranzahl gefahren, mit dem Auto sind das 20 Minuten…
Aber es geht hier mehr um die neue Entdeckung der Langsamkeit.
Und ich brauch das ab und zu, obwohl ich mich auch zu den Technik-Freaks zähle…
Hey Kate,
mir geht es manchmal ähnlich. Mir hilft dann immer ein bisschen Yoga, also Zeit für mich selbst, meditieren oder eine achtsame Tasse Tee. Das muss auch nicht lange dauern, aber einfach mal eine halbe Stunde nur für sich alleine, in Ruhe, lässt mich immer kurz aussteigen aus dem rasenden Zug. LG
Das sollte ich wohl viel öfter einfach mal machen!
Danke Melli, denn auch Freunde wie Du, helfen mir, den Zug zu verlangsamen und auch einfach die Aussicht zu genießen …