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Mondschein-Versammlung


Wenn du dich nach zweieinhalb Stunden aus der Gesamtelternvertreterversammlung (in Kennerkreisen auch GEV genannt) schleichst – einfach,

  • weil du einen sehr anstrengenden Tag im Büro hattest oder
  • weil dich der kleine große Hunger plagt oder einfach,
  • weil inzwischen schon der Mond scheint und
  • du deine Kinder heute noch gar nicht wirklich gesehen hast,

dann weißt du endlich, was elterliches, ehrenamtliches Engagement tatsächlich bedeutet.

Ich mache das wirklich gern und schon viele, viele Jahre und auch gleichmäßig verteilt bei jedem meiner drei Kinder und über alle Altersklassen hinweg. Nur an der Universität / Hochschule gibts keine Elterngremien mehr. Schade irgendwie – nein, war nur Spaß.

Es war die erste GEV des neuen Schuljahres in Corona-Zeiten. Mit am Start sechs (!) neue siebente Klassen mit gefühlt jeweils zwei Elternvertreter*Innen aus jeder Klasse. Wow – da ist die Mensa mit Abstandsflächen und Masken mal ordentlich voll. Ich finde es wunderbar, wenn sich Eltern engagieren und sich in ihrer – wahrscheinlich ähnlich schmalen – FREIzeit schulischen Belangen ihrer Kinder widmen. Doch der heutige Abend war dennoch sehr besonders.

Zum einen weil ich noch NIEMALS eine “Kampfabstimmung” bei der Wahl des/der Vorsitzendes/n der GEV erlebt habe – noch NIE! Und ebenso durfte ich auch noch nie erleben, dass ALLE zu besetzenden Gremien mehrfach belegt wurden … Ja, es wurde sogar eine Kandidatur zurückgezogen, weil es zu viele Interessent*Innen für einen Posten gab. Krass. Ich bin gespannt, ob diese Entwicklung von Dauer ist und es nächstes Jahr ähnlich ablaufen wird…

Nach zweieinhalb Stunden war meine Aufnahme- und Hungerfähigkeit dann leider doch erschöpft. Ich habe allerdings Freund*Innen und meinen Stellvertreter “zurückgelassen” – in der positiven Hoffnung auf Input, so denn es doch noch Inhalte von allgemeinem Interesse geben sollte.

Rückweg auf meiner Rosalinde – vorschriftsmäßig mit Lichtern vorn & hinten. Laue 20, gefühlt 21 Grad. Schön so. So spätsommerlich. So romantisch und fast schon einsam auf den Straßen bei Halbmondschein … Und was entdecke ich da knapp 50 Meter vor mir?
Ratte? Hund? Katze? Fuchs?

Nee, Waschbär*In. Wirklich. Ja, ich weiß, die sind wohl inzwischen öfter anzutreffen. Aber ich finde den Anblick wirklich exotisch und extrem gewöhnungsbedürftig. Nicht einmal drei Stunden zuvor hatte ich unser lokales Wochenblatt aus dem Briefkasten gefischt und nebenbei auf dem Titelblatt einen Artikel über Waschbären entdeckt… Und nun läuft mir der Kollege nach der Halb-Marathon-Sitzung fast in meine Rosalinde. Nun, er (oder auch sie) überlegte es sich spontan anders und schlüpfte zurück ins Dickdicht und ich schlüpfte auf meinem Rad in gebührendem Bogen rasch im Mondlicht an der besagten Stelle vorbei – bevor er/sie meiner Rosalinde vor die Reifen läuft.

In meinem (langen) Leben habe ich erst ein einziges Mal einen Waschbären in freier Berliner Wildbahn gesehen, als eine Mini-Familie Waschbären unsere kleine Straße überquerte. Heute war also meine zweite Begegnung der unheimlichen Art. Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht ganz safe, ob und wie ich mit diesen Tierchen warm werde(n muss). Bis dahin bleibe ich lieber auf Abstand.

Wo ist der Zusammenhang zwischen den Ereignissen den heutigen Abends? Wo der gemeinsame Nenner? Nun, ich würde meinen, beides war auf seine Art sehr ungewöhnlich – das erstaunliche Engagement der Eltern und ein Waschbär auf dem Rückweg.
Respekt habe ich vor beiden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen 🙂

Published inKolumne
et Claire