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Phase 5 erreicht

Colleen Hoover
“Weil ich Layken liebe”

Interpretin: Wanda Perdelwitz
Gesamtspielzeit: 09:26:02

Die 18-jährige Layken zieht nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder von Texas nach Michigan. Schon am ersten Tag in der neuen Stadt begegnet sie ihrem Nachbarn Will. Layken fühlt eine nie gekannte Anziehung und verliebt sich Hals über Kopf in Will, der sie nicht nur mit seiner Leidenschaft für Poetry Slams begeistert. Er erwidert ihre Gefühle und das ganz große Glück scheint greifbar – drei Tage lang. Der Schock ist groß, als Will Layken an ihrem ersten Tag in der neuen Schule als ihr Lehrer gegenüber steht. Plötzlich müssen beide entscheiden, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist.

Wanda Perdelwitz lässt mit ihrer Stimme sowohl die intensiven als auch die leisen Momente dieser spannenden Liebesgeschichte lebendig werden.

Das gleichnamige Buch, aus dem amerikanischen Englisch von Katarina Ganslandt, ist im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen. (Quelle: Jumbo Verlag)

Ich habe dieses Hörbuch bei Radio Fritz gewonnen! Merci dafür!

Angekommen in Phase fünf

Danke Colleen. Danke für dieses Buch, das ich als Hörbuch genossen habe – zu diesem Format und meiner Meinung dazu an späterer Stelle mehr.

Dieses Werk hat mir einige Stunden Gesellschaft geleistet im Auto, auf einer Bank in der Frühlingssonne und im Fitnessstudio. Wie oft habe ich geschmunzelt. Doch wie oft mehr hatte ich das Gefühl, es schnürt mir die Kehle zu vor Schmerz und Trauer.

Dieses kleine Buch hat es geschafft, einen für mich unermesslichen Beitrag zu meiner ganz eigenen Trauerarbeit zu leisten. Vor vielen Jahren erlebte ich Ähnliches wie Layken, verlor ich beide Eltern in kürzester Zeit – beide an den Teufel Krebs. Wie auch Layken hatte ich nur bei meiner Mum die Chance, Abschied zu nehmen, mich auf das Unausweichliche irgendwie vorzubereiten – mit einem neuen Leben in meinem Bauch. Auch ich war jung, zwar nicht 18 wie Layk, jedoch erst Anfang 20 und ich war verliebt. Natürlich sind Will und Layken Fantasiefiguren, ist ihre Beziehung weitaus komplizierter, vielleicht auch sehr fiktiv und Will als Layken’s Lehrer ist schon ein herber Schlag. Nun, so ist das halt in Romanen.

Aber all die Höhen und Tiefen, die die wunderbar skizzierten Protagonisten erleben und durchleben sind so real, so voller Emotionen – verrückt und sehr nah dran am Leben. Julia, Kel und Caulder, Eddie und Gaven – jede Figur für sich einzigartig und wunderbar herausgearbeitet. Niemand bleibt farblos.

Die fünf Phasen der Trauer (Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz) – im Leben wie auch in der Liebe, der letzte Auftritt der Beiden beim Poetry-Slam und Julia’s Abschiedsbrief haben mir den Weg in die fünfte Phase geebnet, nach so vielen Jahren.

“Wenn ein Mensch stirbt, der einem sehr nahe steht, erinnert für sehr lange Zeit (meine Anm.: das können auch schon mal fast zwei Jahrzehnte sein) alles qualvoll an die Lücke, die sein Tod gerissen hat. Erst wenn man die fünfte Phase der Trauer erreicht hat, beginnen sich diese Erinnerungen ganz allmählich von etwas Schmerzhaftem in etwas Wehmütiges und schließlich in etwas Schönes zu verwandeln.” (Seite 415)

Zum Hörbuch als Medium dieses Romans. Ich habe die unterschiedlichsten Meinungen zur Vertonung durch Wanda Perdelwitz gelesen und muss beiden Strömungen recht geben, den Kritikern und den Befürwortern. Zu Beginn fiel es mir ungeheuer schwer, mich an Wandas Stimme und Aussprache zu gewöhnen. Sie klang oft klinisch, so rein und die Betonung war auffällig akkurat. Spricht man das Ä in Zähne wie ein Ä oder umgangssprachlich eher als ein E? Doch irgendwann haben meine Ohren diese Hürde gemeistert und gelang es mir, Wanda mit Layken verschmelzen zu lassen. Möglicherweise besteht darin auch die Kunst, ein Hörbuch genießen zu können ?! Sich darauf einlassen, es zulassen.
Hatte ich mal wenig Zeit oder Gelegenheit, der Geschichte weiter zu lauschen, fehlte mir Layken in Form von Wanda’s Stimme. Den Beiträgen beim Poetry-Slam und in Will’s Unterricht zuzuhören, als wäre man Teil des Publikums kann nur ganz anders und um vieles authentischer sein, als sich die Situation “zu erlesen”. Einzig die Zitate der Avett Brothers zu Beginn jedes Kapitels nervten mich ein wenig.

Ich besitze das Hörbuch als auch eBook. Zum Glück. Denn das ermöglicht es mir, besondere Passagen nachzulesen, zu vertiefen. Doch während des Hörens kam ich nie in Versuchung, das Medium zu wechseln. Nun sind die 560 min leider vorüber und ich ringe mit mir um die Frage, ob ich den Folgeroman von Colleen Hoover “Weil ich Will liebe” diesmal in schriftlicher oder wieder in vertonter Form zu mir nehmen werde. Allerdings müsste ich dann dieses Mal einem Mann lauschen. Das neue Hörbuch wird von Jacob Weigert gesprochen.

Lasst Euch überraschen – Fortsetzung folgt.

Published inKolumneRezensionen
et Claire