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Märchenhaft?

HAPPY END
Amélie Nothomb

  • Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
  • Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (26. September 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 9783257070422
  • ISBN-13: 978-3257070422
  • ASIN: 325707042X
  • Originaltitel: Riquet à la houppe

Der kluge Sonderling Déodat liebt das einsame Studium der Vögel, die Beobachtung ihres Flugs am Himmel über Paris. Auch Trémière wächst isoliert auf, im verwunschenen Haus ihrer exzentrischen Großmutter. Und wie Déodat lernt sie früh, die Dinge genau zu betrachten und in ihrem Wesen zu erfassen. Eines Tages trifft der altkluge Junge auf das bildhübsche Mädchen, und eine wundersame Geschichte nimmt ihren Lauf.

Klappentext des Verlags

MEINE REZENSION

Das neueste Werk aus der Feder der Autorin und auf seine Art wieder ein typischer Nothomb-Roman – ein bisschen schräg, ein bisschen crazy und voller Fantasie. Der Ideenpool der Schriftstellerin scheint unermesslich… Wie sonst käme jemand auf derart märchenhafte Figuren wie Déodat und Trémière – beide Außenseiter in einem modernen Paris, außerhalb aller Normen, die wer noch gleich festlegt? Ach ja – die Gesellschaft.

Ein hässliches Kind mit einem überdurchschnittlichem IQ und ein bildschönes Kind mit wenig Esprit (wie es scheint) werden geboren und der Leser begleitet sie durch ihre schwierige und zugleich faszinierende Kindheit. Die Grausamkeit der anderen, ob durch Erwachsene oder Kinder ist himmelschreiend und dennoch begegnen wir eben diesem Verhalten alltäglich überall auf der Welt. Doch wie genau die Eltern und die beiden Kinder ihren eigenen Weg finden und schließlich auch gehen, ist überaus ungewöhnlich und hoffnungsgebend.

Präsentiert wird hier ein modernes Märchen mit allerhand Gesellschaftskritik und zahlreichen Seitenblicken. Bisweilen waren mit die ornithologischen Ausschweifungen des Déodats zu viel und ich las quer. Die feinfühlige Darstellung Trémière’s Leidenschaft für Schmuck hingegen fesselte mich mehr, war jedoch auch deutlich kürzer gehalten.

Mein Fazit, ein kleiner, aber feiner Roman, der wunderbar in die Vorweihnachtszeit passt, gern auch ein schönes Weihnachtsgeschenk ist, einfach weil er neue Impulse gibt, die Dinge um uns zu betrachten.

P.S. Wie auf den meisten ihrer Cover ist auch auf diesem die Autorin selbst zu sehen. Warum? Ich weiß es nicht. Im Original heißt der Roman übrigens wie das Märchen, auf das Amélie Nothomb Bezug nimmt – Riquet à la houppe / Riquet mit der Locke.

Vielen Dank an den Diogenes Verlag für dieses Rezensionsexemplar, das meine hübsche Sammlung heller Buchrücken im Regal sehr bereichert.

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et Claire