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Krampenburg oder Nacktschnecken II


Anfang November. Wochenende. Mega Wetter. Herbst pur. 

Der Gatte fragt: “Wollen wir nicht irgendwo spazieren gehen?”

Ich sage: “Potsdam wäre toll, aber hey, soweit raus? Lass uns doch nochmal zum Müggelturm fahren.”

Also setzen wir uns sofort nach dem Frühstück ins Auto und sind knappe 30min im Wald rund um den Müggelturm angekommen. Joah, schon ziemlich voll der Parkplatz. Aber wir kennen uns ja aus und fahren mutig weiter zum nächsten Place for Parking – direkt unterm Turm. Leer. Supi.

Lieblingsplatz

Los geht’s wie beim letzten Mal. Doch heute biegen wir, angekommen am Langen See, gekonnt nach links ab und laufen munter drauf los – immer an der Dahme entlang… Wir treffen Spaziergänger, Jogger und viele Radfahrer, die zum Teil in halsbrecherischer Geschwindigkeit über Stock, Stein, Wurzeln und Laub an uns vorbeirasen – meist ohne Klingel, einer pfeift lustig.

Biber-Baum

Überall ergeben sich wunderbare Fotomotive – ein von Bibern massiv angenagter Baum (bzw. mehrere Bäume, zum Teil bereits umgestürzt – wow), eine Schaukel, die zum Verweilen mit Blick auf die Dahme und das gegenüberliegende Karolinenhof einlädt.

Wo sind wir hier eigentlich und wie weit können wir noch wandern? Die Sonne verzaubert das Laub der Bäume in alle erdenklichen goldenen Farben, es ist windstill und die Luft so wunderbar klar, erfrischend. Ich kann einfach nicht genug davon bekommen. Okay, ein Flieger vom neuen BER düst über uns hinweg. Aha. 

Nun, das Handy verrät uns, dass wir noch ca. fünfhundert Meter vor uns haben bis zur Krampenburg. Bis zur was, bitte? Hier war selbst mein Mann als gebürtiger Berliner noch nie. Eine kleine Siedlung tut sich vor uns auf …. Krampenburg, ein Tor – unverschlossen -, ein kleiner Weg auf einer idyllischen – ja geradezu malerischen – Minihalbinsel. Winzig kleine Bungalows reihen sich wie Perlen an einer Schnur am Ufer entlang. Wer mag hier gewohnt haben, fragen wir uns? Wer konnte sich das hier zu DDR-Zeiten wohl leisten? Mittendrin befindet sich offenbar die Krampenburg – ein zerfallenes Gebäude auf einem umzäunten Grundstück mit einer verwitterten riesigen Holztafel davor – oh, das war mal ein Restaurant??? 

Vielleicht recherchiere ich das mal bei Gelegenheit. Hier einen Platz zum Zurückziehen – das wäre schön, ach ja – aber eben auch ein Klotz am Bein, seien wir doch mal ehrlich. Will man jede freie Minute hier verbringen, womöglich inmitten der uralten Gruppendynamik aus Ostzeiten und demselben Mief von damals? Ick weeß nich. Na ja, andere Baustelle.

Lass uns mal gemütlich zurückgehen, lieber Gatte. Es ist gegen 13 Uhr und die Sonne steht inzwischen schon ziemlich tief. What? Jap, November halt. Auf dem Rückweg sind schon deutlich mehr Menschen auf dem Ufer-Pfad anzutreffen. Die haben sich offenbar alle erst nach dem Mittagessen auf den Weg gemacht. Wie gut, dass wir schon früh entschlossen und unterwegs waren… Am Schaukelplatz angekommen, traue ich meinen Augen kaum. Steigt dort doch schon wieder ein Nackedei aus dem Wasser… Nee, diesmal keene Nacktschnecke, sondern eher ein Nacktfrosch. Nun, sind Frösche nicht immer nackt?
Egal. Er war nackt und wir haben den 08.11. Respekt.

Glücklich und erschöpft erreichen wir nach insgesamt 9 km wieder das Auto und düsen nach Hause auf einen coffee@home. 

Published inKolumne
et Claire