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Ja wo fliegen sie denn hin?

Unbelievable but true … Der BER ist offen. Yes.
Nein, nicht der Bär ist los, sondern der neue, alte Hauptstadtflughafen südlich der City hat die Pforten, Türen, Gates Gepäckbänder, Serviceschalter geöffnet. Naja, so richtig wohl erst am 06.11.2020.

Gestern Nachmittag war es mit 9jähriger Verspätung endlich soweit und die ersten beiden Flieger landeten. Heute nun starten die ersten Airlines vom neuen Terminal …
Ich war dort. Leider war nur aus einem der Parkhäuser ein wenig vom Rollfeld Süd und der ersten Landung zu sehen.

Schade. Keine Eröffnungsfeier, so gar nichts für die Öffentlichkeit. Okay, wir haben ja auch Corona. Aber haben die denn keine Terrasse oder sowas??? Klar, mit dem BER hat sich BERlin nun wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, sondern logiert eher in der Rubrik “Pleiten, Pech & Pannen”. Dennoch hätte ich mir wenigstens die Möglichkeit gewünscht, von irgendwo dort draußen die für 14 Uhr irgendwas avisierte, erste Landung sehen zu können.

Stattdessen sah ich gefühlt 100 oder mehr Polizeiwagen und noch viel mehr, bis an die Zähne ausgestattete, grimmig dreinschauende Staatsbeamte wegen einer Klimademo vor und einer weiteren im Terminal. Ich fragte und frage mich ernsthaft, ob eben jene, dort sitzende und liegende Aktivist*Innen nicht schließlich doch auch einen Flieger nähmen, um in den Semesterferien ins Ausland in den Urlaub zu düsen oder für ein Praktikum ans andere Ende der Welt … Allein, ich konnte und wollte sie nicht fragen.

Ja, es ist einfach nur ein Flughafen, nicht besonders schön, nicht besonders hässlich, aber mit einer 1A-Öffi-Anbindung. Natürlich waren wir per S-Bahn dort – versteht sich als Inhaber einer Monatskarte wohl auch, trotz der notwendigen Anschlussfahrausweise. Das muss man den Planern schon lassen. Erreichbarkeit = volle Punktzahl. Dennoch. Wegen mir hätte der BER oder vormals BBI auch gern in Sperenberg angesiedelt werden dürfen. Ich nehme an, dort hätten weniger Anwohner geklagt, wären ab sofort weniger Menschen um ihren Schlaf gebracht worden, wären die Baukosten erheblich geringer und die Bauzeit sicher deutlich schneller gewesen. Wäre, hätte, Fahrradkette – is aber nich. Punkt. Weil es eben so gewollt war und das Runde irgendwie ins Eckige musste oder andersrum. Schönefeld war schon mal da, also warum nicht den BER daraus zaubern. Offenbar war es leichter gesagt als getan, wenn man sich Bauzeit und -kosten anschaut. Aber naja, Berliner sind halt auch Sturköppe und Politiker sind keine Architekten oder Bauingenieure. Wäre schön, wenn die das auch mal einsehen würden.

Nu isser ja färtsch, der jute neue BER. Tegel macht in Kürze dicht und tausende Berlin*Innen werden tags & nachts erstmals ruhig schlafen oder auf der Terrasse oder dem Balkon, im Garten in echter Ruhe Kaffee, Tee, Kakao, Wein oder Bier schlürfen können. Das wird neu. Das wird ungewohnt. Das wird anders. Zugleich wird die Autobahn nach Süden aus allen Nähten brechen und die S-Bahnen sich nach Coronazeiten ganz sicher bis an die Ränder füllen … Macht nix. Dat wird schon.

Besser? Keine Ahnung.
Anders? Ganz sicher.

Published inKolumne

2 Comments

  1. Mischer

    Ich kenne bisher KEINEN, der sich über die Schließung von Tegel freut, selbst Anwohner in der direkten Einflugschneise trauern, beim letzten Start sind sogar Tränen gerollt……
    Ich trauer auch, obwohl ich weiter weg wohne, er aber irgendwie zu hören war.
    Warum ist das eigentlich so?
    Man sollte sich doch freuen, endlich Ruhe…

    Ich stehe nicht alleine da, wenn ich sage, dass dieser Flughafen doch irgendwie anders war, als alle anderen:
    Er hatte Seele, hatte Charme, ich klammer hier allerdings die neu geschaffenen Abfertigungshallen, die wegen der ständigen Verzögerungen des BER geschaffen wurden, aus. Der Kern, das Hauptgebäude, hat mich mein Leben lang begleitet.
    Mit seinem 70er Jahre-Charme war es für mich immer ein Fest, von Tegel zu fliegen.
    Und wenn man ankam, fühlte man sich gleich zuhause, obwohl man noch nach Hause musste.
    Bis zuletzt hat dieser relativ kleine Flughafen mit Bravour die Pannen vom BER ausgeglichen, den Flugverkehr am Laufen gehalten.
    Aber es ist wie im richtigen Leben:
    “Hast nen guten Job gemacht, jetzt aber ASAP Arschtritt…”

    Das musste mal raus.

    Und das wird der BER niemals schaffen, diese Sympathien der meisten (West-) Berliner zu gewinnen.
    Er ist einfach nur ein weiterer Großflughafen, ein Mittel zum Zweck.
    Beton und Glas.

    Seelenlos.

  2. Melli

    Ich mochte den alten Flughafen Tegel auch. Er war zwar klein, dafür aber übersichtlich und hatte definitiv einen gewissen Charm. Zu den Klima Aktivist*innen, ich denke es geht dabei nicht darum, gar nicht mehr in den Flieger zu steigen, sondern wie mit allen anderen anderen Klimasünden bewusster damit umzugehen. Nicht mehr dreimal im Jahr nach Bali und Neuseeland zu jetten, sondern vielleicht nur noch ein mal im Jahr ein Kurzstreckenflug und in größeren Abständen auch mal weiter weg. Ich bin dieses Jahr nur mit dem Auto oder dem Zug verreist und das war definitiv genauso schön und abwechslungsreich. Der Kopf ist ja bekanntlich rund, damit das denken auch mal die Richtung ändern kann 🙂

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et Claire