Teresa Driscoll
“Für alle Tage, die noch kommen”
- Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
- Verlag: Knaur HC (1. September 2015)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3426653710
“Wie sage ich meinem Kind, dass ich sterben muss? Gar nicht, beschließt Eleanor, als sie von ihrer Brustkrebserkrankung erfährt. Ihre achtjährige Tochter Melissa soll so lange wie möglich eine unbeschwerte Kindheit haben. Stattdessen sammelt Eleanor Gedanken, Erinnerungen und gemeinsame Erlebnisse in einem Buch, das sie bei ihrem Anwalt hinterlegt.”
MEINE REZENSION:
Zur Optik – Das Buch in handlicher Größe kommt in einem zart türkisen Cover mit goldener Schrift und goldenem Lesebändchen daher. Gefällt mir. Ohne wenn und aber. Passt.
Melissa Dance. Der Anwalt. Ein Buch. DAS Buch. Der frühe Verlust der Mutter. Zwei Perspektiven. Und Max und Sam und die anderen.
Ich fühle mich ein wenig wie Melissa. Plötzlich hielt ich dieses wunderbare Buch in den Händen. Nicht ausgehändigt durch einen Anwalt, sondern durch den Postboten. Ich hatte es auf vorablesen.de gewonnen. Aber: ich konnte es nicht lesen. Tag um Tag verging. Es zog mich an und stieß mich gleichzeitig von sich. Wollte ich es lesen? Konnte ich es lesen? Was würde es auslösen? Welche Wunden würde es aufreißen. Also tastete ich mich heran. Erst ein paar Seiten, dann wieder ein paar, häppchenweise. So ging es voran…
Zeitsprünge. 1994. 2011. Melissa ist acht. Melissa ist fünfundzwanzig – eine junge Frau mit kleinen Neurosen und genauso alt wie ihre Mutter Eleanor als sie Melissa gebar. Dreiunddreißig ist Eleanor 1994 als sie erfährt, dass sie an Krebs sterben wird und gleichzeitig beschließt, ihrer Tochter ein Buch zu hinterlassen. Nicht einfach irgendein Buch oder Tagebuch, sondern ein ganz besonderes Buch, in das sie für Melissa Familienrezepte, Bilder, Gedanken, Wünsche und Ratschläge niederschreibt. Siebzehn Jahre später, an ihrem 25. Geburtstag, wird es ihrer Tochter, gut verpackt in einem weichen Umschlag, von einem Anwalt ausgehändigt.
Melissa in die Vergangenheit zu begleiten, ist verwirrend, spannend und aufregend gleichermaßen. Die Zeilen ihrer Mutter rufen längst vergessen geglaubte Erinnerungen in ihr hervor und damit auch die Angst, sich diesen zu stellen.
Die Autorin schreibt in einer sehr gefälligen Sprache, den verschiedenen Perspektiven lässt sich gut folgen. Melissa macht mit dem geerbten Buch eine Entwicklung durch, die sie selbst so nicht für möglich gehalten hätte. Und natürlich kommt es genau zur richtigen Zeit für sie. Denn sie hat große Probleme, Nähe zuzulassen, sich auf eine Zukunft einzulassen mit Sam, Melissas Freund seit Kindertagen und gleichzeitig dem Mann, der sie liebt. Und dann ist da noch ihr Vater Max, der eine leicht schräge Beziehung zu Sophie führt(e), mit Deborah hatte und sich gerade in Anna verliebt. Er weiß (noch) nichts vom Erbe seiner verstorbenen Frau…
Gen Ende wird die Handlung etwas hektisch für meine Begriffe, aber gerade noch den sich überschlagenden Geschehnissen angemessen.
Fazit: Ein Buch zum Abschalten, Innehalten, Erinnern und vor allem für alle, die jemanden vermissen und ganz nebenbei gibts Rezepte, die durchaus Lust aufs Nachkochen/-backen machen. Trauerarbeit auf andere Art. Mir persönlich waren es zu viele verschiedene Baustellen: Sams Großvater und dessen Kriegserlebnis, Sams Bruder und dessen Eheprobleme, Anna und deren Sohn, Max und Sophia, Sams merkwürdiger Unfall auf Zypern… Ich hätte mir mehr Fokus auf Eleanor und Melissa gewünscht.
Manchmal ist weniger eben mehr. Daher 3 von 5 Sternen.