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Ein Bild von Lydia – Lesung mit Lukas Hartmann

Ein Bild von Lydia
Lukas Hartman

“Sie ist klug, kunstbegeistert und nach dem Tod ihres Vaters, »Eisenbahnkönig« Alfred Escher, die reichste Frau der Schweiz. Sie ist verheiratet mit dem Sohn eines mächtigen Politikers. Sie ist bereit, all das aufs Spiel zu setzen. Aus Liebe zu einem Künstler. Wer ist Lydia? Niemand kennt sie besser als Luise, das Dienstmädchen, das in allen Wendungen ihres Schicksals an ihrer Seite ist. Und doch bleibt Lydia auch ihr ein Rätsel.”

Klappentext des Verlags

Es ist Mittwoch, 16.05.18, 17:30 Uhr. Nach einem langen Arbeitstag stehe ich nun vor der Schweizer Botschaft mitten in Berlin unweit des Kanzleramtes. In einer halben Stunde soll hier eine Lesung mit dem Schweizer Autor Lukas Hartmann aus dem Diogenes Verlag zu seinem Roman “Ein Bild von Lydia” stattfinden. Wer ist oder war diese Frau? Wie und warum entstand der Roman? Wer ist der Autor Lukas Hartmann? Ich erhoffe mir Antworten auf viele Fragen zu diesem Buch.
Pünktlich wie bei einem Schweizer Uhrwerk beginnt um viertel vor sechs der Einlass. Wie bereits bei meinem letzten Besuch in der Botschaft, zur Vorstellung der Programme der Schweizer Buchverlage, läuft auch heute alles unaufgeregt, gelassen und sehr professionell ab. Nach einer kurzen Taschenkontrolle und dem Häkchen auf der Namensliste geht es auch schon an die kleine, feine Garderobe – fertig.

Das Publikum findet sich in einem grünen Salon ein, der mit sechs Stuhlreihen à 10-12 Stühlen bestückt wurde. Habe ich diesen Raum im Winter auch gesehen? Mag sein. An den Wänden zum Garten stehen bequeme Polsterstühle mit hohen Lehnen. An den seitlichen Wänden gibt es kleines Lounges. Ich entscheide mich spontan für einen bequemen Stuhl direkt neben der Tür zum Garten. Von hier aus kann ich den kleinen Saal perfekt überblicken, habe Beinfreiheit und Licht zum Schreiben.

Das rote Diogenes-Notes Large liegt auf meinem Schoß bereit. Ich liebe das zurückhaltene Design, das feine off-white Papier ohne Lineatur und die heraustrennbaren Blätter. Hier drückt trotz Kugelschreiber nichts durch. Perfekt für mich und meine Notizen.

Es war ein anstrengender Tag und ich bin total erschöpft. Kurz hatte ich erwogen, umzukehren und im heimischen Federbett Schlaf zu suchen und zu finden. Doch nun bin ich hier und gespannt.  Auf einem kleinen Podest vorn stehen zwei majestätisch anmutende Stühle für den Gast und den/die Gastgeber/in. Vor der großen Schiebetür des Saales wird offenbar alles für einen kleinen Empfang danach eingerichtet. Wenn ich doch nur nicht so müde wäre…

Die Türen werden geschlossen. Der Vorhang hebt sich… Nein, natürlich nicht. Aber die Buchvorstellung beginnt. Ich erwarte eigentlich die Eröffnung der Veranstaltung durch Frau Christine Schraner Burgener. Doch die bisherige Schweizer Botschafterin in Deutschland sitzt bereits in einem Flieger nach New York, wo sie künftig Aufgaben als Sondergesandte des UNO-Generalsekretärs für Myanmar wahrnehmen wird. Woher ich das weiß? Ihr freundlicher Nachfolger, Viktor Vavricka – Geschäftsträger a.i. (Merci an die Schweizer Botschaft für diese Info), begrüßt die Gäste, darunter Ruth Geiger aus der Geschäftsleitung des Diogenes Verlag, den Autor selbst sowie die Literaturkritikerin Marie Kaiser (*MK), die das Interview mit Lukas Hartmann (*LH) führen wird. Frau Kaiser moderiert u. a. “Die Literaturagenten” auf radioeins.

Hier nun ein paar Auszüge aus meinen Mitschriften während des Interviews / der Lesung:

MK: Warum historische Romane, Herr Hartmann?

LH: … aus Interesse an den Menschen dahinter, weniger an den Fakten, mehr die Konflikte im Fokus

MK: Wer ist Lydia?

LH: … Lydia Welti-Escher, die Tochter des legendären Alfred Escher und Frau von Bundesratssohn Emil Welti, geboren vor 160 Jahren wurde sie zu einer der reichsten Frauen der Schweiz…

MK: Worum geht es in dem Roman?

LH: … eine Dreiecksbeziehung zwischen dem Maler Karl Stauffer, der ein Bild von Lydia fertigen soll, Lydia selbst und deren Mann Emil Welti…

MK: Welche Rolle spielt das Dienstmädchen Luise?

LH: … der Roman ist aus ihrer Perspektive verfasst, sie war die engste Vertraute von Lydia in deren letzen fünf Jahren… und stammt aus sehr einfachen, armen Verhältnissen…

MK: Der Beginn des Roman ist zugleich sein Ende?

LH: … ja, Luise ist auf Lydias Beerdigung… (Anm. der Red. oha)

MK: Im Roman ist die Rede von zwei Bildnissen Lydias?

LH: … es gibt die weiße – unnahbare, von Emil in Auftrag gegebene – Lydia und die rote – ganz andere, wie sie sich sah – Lydia… Auf dem Cover ist ein Ausschnitt der roten Lydia zu sehen.

MK: Warum ist der Roman aus Luises Perspektive verfasst?

LH: … bei Recherchen auf sie gestoßen… ohne Luise als Gegenpart und Farbtupfer wäre das Buch vielleicht gar nicht entstanden, denn es war etwas Schönes, Positives vonnöten…

Vielen Dank an die Schweizer Botschaft als Gastgeberin sowie den Diogenes Verlag für die Einladung zu einer wunderbare Lesung mitten im Frühsommer in Berlin.

Published inKolumneRezensionen
et Claire