So, ich glaube ich bin dann mal soweit bzw. Corona hat mich soweit. Ich bin dann mal durch, würde ich sagen.
“Du meine Güte”, höre ich bereits einen leisen Aufschrei in den Kommentaren, “was ist denn los? Du bist gesund. Deine Familie ist gesund. Deine Freunde sind gesund.” Ja. Richtig. Und ja, Gott sei Dank, geht es uns allen gut. Hoffe, euch auch.
Und doch herrscht überall ein Krieg der Viren da draußen. Wir laufen mit Masken umher, halten Abstände, geben keine Hände, umarmen uns nicht, bleiben vorsichtshalber zu Hause – irgendwie fast unsichtbar. Ja inzwischen schaue ich jede/n böse an, der keine Maske beim Einkaufen trägt – wie etwa die Dame gestern im dm im Untergeschoß der Mall of Berlin.
Darf die das? Warum macht die das? Fragen, die mir zu Beginn dieses verrückten Jahres 2020 niemals never eingefallen wären. Mir fehlt nicht nur das Lachen der Menschen, sondern auch deren Mimik (obwohl … auf einige könnte auch ich vielleicht dauerhaft verzichten – vor allem in den Öffis). Zudem bekomme ich Schnapp-Atmung unter der Maske, meine Brille beschlägt regelmäßig und zuverlässig. Yeah. Die Nase juckt. Face-ID funzt sowie nicht. Toll auch. Manno.
Erwähnte ich bereits, dass mir Tanzen, Konzerte, Ausstellungen – ja, auch Kino – mit jedem einzelnen Tag mehr fehlen? Ja, Claire, hast du. Aber ich werde älter und keiner merkt was. Einfach so ein ganzes Jahr anders.
Als bekennende Vertreterin des Sternzeichen Löwe (genderkonform also eine Löwin) stehe ich gern im Mittelpunkt, genieße es, bewundert zu werden und liebe Komplimente. Ich rede, lache, flirte gern. Supi. Seit Monaten ist entweder komplett oder aktuell 4/7 HomeOffice angesagt, nur unterbrochen von spannenden Arztterminen, Einkäufen und Netflix-Abenden.
Ich freue mich auf die seltenen Tage, an denen ich mich – egal wie kalt oder regnerisch es ist – zuerst auf Rosalinde schwinge, mit ihr zur S-Bahn radle und weiter, entlang der Spree, ins Büro stiefele – gemütlich, langsam, Großstadt inhalierend, ja fast staundend. Ein wenig Normalität, ein wenig wie immer, ein wenig wie früher, ein wenig wie bald? Hoffentlich.
Inzwischen beschäftige ich mich mit Nagelfolien…
WHAT?
Wollt ihr nicht wirklich wissen, glaubt mir.
Aber hey, ich hab die Nägel schön, auch ganz ohne Nagelstudio. Dabei gehöre ich gar nicht der Spezie Damen an, die ihre Nägel wie Trophäen pflegen und stylen.
Prokrastination? Könnte sein.
Ablenkung? Ganz sicher.
Sinnvoll? Keine Ahnung.
Spaßfaktor? Auf jeden Fall vorhanden.
Und inzwischen schreibe ich mit Anne-Claire aus Paris und manchmal mit Loic aus Metz, aber nicht mehr mit Romain aus Hamburg. Vielleicht sind diese Chats nur Strohfeuer, geboren aus der Isolation. Vielleicht suchen sich aber Menschen die, sie nährenden, Kontakte aktuell auf eine andere Art und Weise – mit viel Abstand, mit viel Geduld und intellektuellem Aufwand, und doch rein virtuell. Es sind zum Glück Leute wie ich, auf der Suche nach Impulsen, nach Leben, nach Austausch, nach Sprache.
Wer weiß denn schon, was nach Corona sein wird. Werden diese Menschen dort draußen – mich eingeschlossen, auch weiterhin bereit sein, zu schreiben und Freundschaften zu pflegen? Das kostet Zeit, Mühe, Nerven, jedoch kein Geld – außer wir könnten alle einander eines Tages besuchen. Und das hoffe ich sehr.