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Kleinod der Frauenliteratur


“Das Erwachen” (The Awakening)
Kate Chopin

»Selten ist die Ausweglosigkeit des goldenen Käfigs beklemmender geschildert worden.«  (aus dem Nachwort von Barbara Vinken)  

Band 2 der editionfünf

– Aus dem Englischen von Barbara Becker et al. Neu bearbeitet von

– Karen Nölle und Christine Gräbe

– Neuauflage, 216 Seiten

– Leinenband mit Banderole und Lesebändchen

– ISBN 978-3-942374-00-2

Sommerfrische am Meer, Ende des 19. Jahrhunderts: Mit 28 Jahren ist Edna Pontellier längst Ehefrau und Mutter. Ihre Ehe scheint harmonisch, das Leben geordnet. Doch dann leistet ihr der aufmerksame Robert Gesellschaft, und Edna verliebt sich. Als die beiden ihre Gefühle füreinander ent­decken, flieht der junge Mann erschrocken auf eine Geschäftsreise. Edna wartet vergeblich auf Post. Alleingelassen kehrt sie in die Stadt zurück und lässt alle gesellschaftlichen Konventionen hinter sich — mit fatalen Folgen … 

Quelle: editionfünf

MEINE REZENSION

Das Buch fand ich zufällig in unserer Stadtteilbibliothek als ausgemustertes Exemplar zum Mitnehmen. Dieses kleine, unscheinbare, in rotes Leinen gebundene Büchlein zog sofort meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ich freute mich über diesen Schatz und fieberte dem stillen Vergnügen des Lesens entgegen.

Zuvor recherchierte ich jedoch ein wenig über das Buch, dessen Autorin und seine Entstehungsgeschichte. Was ich herausfand steigerte Erwartung, Vorfreude und Interesse.

Endlich nahm ich mir die Zeit, es anzugehen. Ich schlug das Kleinod in wunderschönes Geschenkpapier ein, um den Leineneinband zu schonen und dann ging es auf die Reise…

Eine Reise in eine Zeit, in der Frauen anders lebten, liebten, dachten? Konventionen überall. Regeln, nach denen zu leben, lieben und denken geboten war. Und dann ist da diese Frau, Edna Pontellier, die beginnt, all das in Frage zu stellen – nicht global für alle Frauen, sondern zunächst in Gedanken, später in kleinen Taten – und nur für sich selbst. Ihr Weg ist irritierend und die Leserin/der Leser muss sich schon darauf einlassen, sie zu auf diesem zu begleiten. Manchmal ist es schwierig, ihren Gedanken zu folgen und oft scheiterte ich bei dem Versuch, mich in die junge Frau hineinzuversetzen.

Kate Chopins Sprache ist lebendig und intensiv, blumig ohne Kitsch – für ein Buch, das 1899 erschienen ist, nahezu modern. Es ist ein nach außen stilles Buch, in dessen Innerem es brodelt. Niemals trivial, niemals langweilig, sondern spannend  bis zum … Ende.

Einigermaßen verstört bleibt der Leser zurück – mit vielen Fragen:

Was wäre gewesen wenn?

Gab es keine Alternativen für Edna?

Warum war sie allein?

Um wie vieles freier sind wir heute!  – Sind wir es wirklich oder glauben wir es nur?
Zumindest haben wir die Möglichkeiten! – Nutzen müssen wir sie schon selbst.

Unbedingt lesen.

Published inKolumne
et Claire