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“Bises” auf Deutsch


Werbung Ferrero Küsschen

“Guten Freunden gibt man ein Küsschen … oder auch zwei.”

Slogan / Ferrero Küsschen

… so heißt es in einer allseits bekannten Werbung.

Nein, tut man oder besser frau einfach nicht – zumindest nicht in deutschen Landen … leider. 

Andere Länder, andere Sitten. Schauen wir nach Frankreich. Sie heißen “Bises” und sind als die typischen Wangenküsschen bekannt – rechts, links (Pariser haben wenig Zeit) oder auch rechts, links, rechts (und maybe nochmal links) im Rest des Landes.

Kommt jedoch eine emphatische, deutsche Frau auf die irrsinnige Idee, derlei Begrüßungsrituale auch in heimischen Gefilden etablieren oder auch einfach nur anwenden zu wollen – weil sie es sympathisch, nett und authentisch mag – winkt der Fettnapf. Warum?

Weil ich inzwischen davon ausgehe, dass 99% der Deutschen (egal ob männlich, weiblich oder divers) damit überfordert sein könnten, vielleicht sogar schockiert oder unangenehm peinlich berührt und sich in ihrer Privatsphäre – quasi in „ihrem Tanzbereich“ (Dirty Dancing / Kult-Film mit Jennifer Grey und Patrick Swayzy aus dem Jahre 1987) verletzt fühlen.

Nein, ich bin weder Frau Merkel, die Herrn Macron so begrüßt, noch irgendein A/B/C-Promi, unter denen das auch üblich sein scheint. Im normalen Alltag eines/r Deutschen gibt es das einfach nicht – von Corona mal ganz abgesehen. Hierzulande herrscht der herb-männliche Handschlag oder eben aktuell: der Ellenbogen- / Fußcheck.

Nein, auch ich würde nicht jede/n mit Küsschen begrüßen oder verabschieden, sondern nur Menschen, die ich mag oder schätze oder mit denen mich irgendwas verbindet. Doch auch das werde ich künftig tunlichst unterlassen, um niemanden zu verwirren oder durch eine solch – für mich harmlose, nette Geste – anzustiften, mehr hineinzudeuten oder mich gar als Objekt der Begierde zu identifizieren. Spätestens dann nämlich frage ich mich ernsthaft, warum die Schwingungen nach einem unverfänglichen Treffen umschlagen, in eine Richtung, die plötzlich flirty wird.

Nun, ich bin keine Französin (in meinem Herzen vielleicht) und nein, ich lebe auch nicht in Frankreich. Daher beuge ich mich brav den vorherrschenden Ritualen und lebe lieber unbesorgt vor mich hin. Ich gebe gern zu, dass mir dieses Vorhaben nicht leichtfallen wird, weil diese offene, unbekümmerte Art ein Teil meines Wesens ist und mich ausmachen. Dennoch möchte ich nicht länger Verwirrung stiften, andere vor den Kopf stoßen oder mich angreifbar machen.

Was ich mir jedoch nicht und niemals versagen werde; Fremden ein Lächeln oder ein Kompliment zu schenken – einfach, weil mein Herz so gern gibt, immer gepaart mit der Hoffnung, diese Welt ein wenig bunter, ein wenig entspannter, ein wenig fröhlicher zu machen …

Nun. Lektion endlich gelernt?
Zeit wird’s.

Published inKolumne
et Claire