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Reise zum eigenen Ich

9783471351369_cover_ad55092649Die Reise der Amy Snow
Tracy Rees
  • Broschiert: 480 Seiten
  • Verlag: List Hardcover (14. März 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3471351361

Als Baby wurde Amy Snow ausgesetzt. Mittellos und von allen gehasst wird sie auf dem noblen Hatville Court aufgezogen. Die schöne Tochter des Hauses, Aurelia Vennaway, ist Amys einzige Freundin und der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Als Aurelia jung stirbt, bricht Amys Welt zusammen. Aber Aurelia macht ihr ein letztes Geschenk: ein Bündel Briefe, das Amy auf Schatzsuche schickt. Einen Code, den nur Amy entschlüsseln kann. Am Ende erwartet Amy ein Geheimnis, das ihr Leben verändern wird. Amy Snow begibt sich auf eine Reise quer durch England.

MEINE REZENSION

Ein wunderschönes Cover verbunden mit einer einladenden Leseprobe verführten mich zum Kauf dieses Buches – einfach so, einfach zwischendurch, abseits meines SuB’s.

Der Roman um Amy Snow und deren Freundin, Herrin, Gönnerin Aurelia Vennaway spielt um 1850 in England, u.a. in London, York, Bath und auf dem Lande.

Die siebzehnjährige Amy erzählt nach dem Tod ihrer geliebten und so sehr von ihr verehrten Freundin ihre Geschichte in Retrospektiven, nimmt fluchtartig Abschied von Hatville und begibt sich auf eine Schatzsuche per Briefen – postum sozusagen. Diese Suche hat Aurelia in ihren letzten Lebensjahren für Amy inszeniert – um ihre ganz private Vergangenheit und natürlich um Amy zu schützen. Amy bemerkt erst nach und nach die Tragweite dieses Unternehmens, denn ganz nebenbei wird sie zu der Frau, die sie immer hätte sein oder werden sollen – unabhängig und stark. Die Suche ist nicht nur eine Suche nach Aurelias Geheimnis, sondern zugleich die Suche nach der eigenen Identität, eine Reise zum eigenen Ich. Amy erwarten also Abenteuer der unterschiedlichsten Art, vielfältige neue Bekanntschaften und natürlich auch die kleine oder große Liebe? Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, beschreitet sie Wege, nach denen sich Aurelia so sehr gesehnt hatte und die sie sich schließlich für Amy wünschte.

Die Geschehnisse entwicklen sich oft tragisch, jedoch bleibt es während der Lektüre immer spannend, Amy auf dieser Reise zu begleiten. Die Sprache ist der Zeit überaus angemessen, manchmal jedoch – an einigen wenigen Stellen – ließ sie den Esprit des 19. Jahrhunderts vermissen und wirkte zu aktuell, zu sehr aus dem heute. Da wünschte ich mir mancherorts noch mehr Blumigkeit. Eine Identifikation mit der Protagonistin fällt schwer, da sie als Person wie ein Phantom ist, ihre Garderobe, die der anderen und ihre Umwelt hingegen werden sehr intensiv beschrieben. Ihre Gefühlswelt, ihre Gedanken, Zweifel und Ahnungen waren mir näher als sie selbst. Sagen wir es so – ich hatte kein rechtes Bild von Amy vor Augen. Meine Bilder waren eher diffus, verschwommen, was dem Roman in der Summe jedoch nicht abträglich war.

Ich konnte also eintauchen in die alte englische Zeit und mit Amy auf diese Reise voller Überraschungen gehen. Doch so richtig geflasht, so richtig vom Hocker gehauen, hat mich die Story leider nicht.

Etwas erstaunt war ich am Ende… Lady Celestina Vennaways Offenbarungen hätten aus meiner bescheidenen Sicht nicht sein müssen. Möglicherweise wäre als das besser im Verborgenen und der Fantasie des Lesers obliegen geblieben?

Insgesamt 4 von 5 Sternen für eine runde Story mit vielen Überraschungsmomenten an schönen Orten in einer alten Zeit… 

Published inKolumneRezensionen
et Claire