Die Landesvertretung der Freien Hansestadt Bremen veranstaltete anlässlich der Reihe “Poesie aus den Ländern” einen Dichter-Wettstreit mit Sven Kamin, Antje Haupt und Sven Ludewig.
“Gemeinsam und gegeneinander tragen die drei Dichter Nachdenkliches und Komisches vor – von der norddeutschen Schauerballade bis hin zum ekstatischen Scheibenwischer-Rap. Poesie aus den Ländern ist ein Projekt der Literaturwerkstatt Berlin und den Vertretungen der Länder: Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, der Freien Hansestadt Bremen, des Freistaates Bayern, des Freistaats Thüringen und der Senatskanzlei Berlin.”
Am Do 09.10.2014 um 19:00 Uhr fand im Rahmen der Veranstaltung “Poesie aus den Ländern: Bremen” ein Poetry Slam statt – Premiere für mich als Zuschauerin/Zuhörerin:
Endlich. Da ist er. Mein erster richtiger Poetry Slam. Live und ganz in Farbe. Tolles Ambiente hier in der Landesvertretung der Freien Hansestadt Bremen im Herzen Berlins. Im Hintergrund der abendliche Hauptstadthimmel, über den dunkle Wolken in lauer Spätsommer-Frühherbstluft jagen. Direkt vor mir ein Stehpult, drei Mikrofone. Hinter mir eine bunte Mischung aus Alt und Jung. Wobei “Alt” bisher deutlich überwiegt (Anm. NOCH).
Aus dem Netz habe ich davon erfahren, als ich nach Poetry Slam in der Stadt suchte. Warum suchte ich und woher kenne ich PS? Den Hörsaal-Slam von Julia Engelmann habe ich auf Youtube gesehen. In Colleen Hoovers Romanen um die Figuren Layken & Will spielen Poetry Slams eine zentrale Rolle. Angestachelt. Neugier geweckt. Wie mag das live sein?
Gut, dies ist weder ein amerikanischer Pub noch der Hörsaal einer Uni. Hier wird voraussichtlich niemand ein oder zwei Dollar zahlen, um sich einer gnadenlosen Jury, bestehend aus dem Publikum himself, zu stellen. Hier wird sich voraussichtlich niemand battlen, um als Sieger aus dem Ring bzw. von der Bühne zu steigen,
Hier werden Kenner und Könner der Szene auftreten und einen Einblick gewähren.
Psssssst. Die Show beginnt….. Oder auch nicht. Och nö! Das dauert. Bin müde. Hab Hunger. Los, lasst es endlich poetisch rocken!
…
Wow. Vielen Dank. Kurze Pause. Gläschen Wein. Hey, schon lange nicht mehr so gut unterhalten gefühlt. Herzhaft gelacht. Nachdenklich gemacht. Förmlich geflasht. Leidenschaften, Emotionen, Mundart, tiefe Gedanken, gereimt, gerappt, geflüstert. Balsam für die nach Literatur und Poesie hungernde Seele. Streicheleinheiten für das zart empfindende, nach Buchstaben lechzende, Herz,
OMG. Das tat so gut. Doch wie bitte, soll ich nach einem solchen Kulturgenuss in den banalen Alltag zurückkehren? Autofahren kann da schon hilfreich sein und erden. Aber bitte ganz leise, ganz ohne Beschallung über den 0815-Äther.
Egal, der Alltag wird kommen, kommt. So oder so. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen verrückten, zauberhaften Abend voller neuer Impressionen.
Jederzeit wieder und gern mehr davon. Halt Stop. Mehr als zwei Stunden? Besser nicht, denn mein Kopf ist noch voll von Worten, die in mir nachbeben, wühlen und arbeiten.
Also: Gern wieder – wohl dosiert in kleinen poetischen Häppchen für den genussvollen Verzehr mit allen Sinnen.
Hier die drei Künstler live & in Farbe auf YouTube:
“Der niedersächsisch-bremische Poetry Slam-Landesmeister Sven Kamin (*1979 Bremen), der sich selbst als »200-Kilo-Wortgranate« bezeichnet.”
“Antje Haupt gilt als die Senkrechtstarterin der nordwestdeutschen Poetry-Slam-Szene. Beim diesjährigen Open-Air des Bremer Slammer Filets sorgte sie mit ihren Texten über Frisuren und Traumbäume für Furore.”
“Sven Ludewig ist mit seinen vergleichsweise stillen Texten über den Übergang vom »Tode zum Leben« etwa oder den »Tanz der Depression« ebenfalls kein Unbekannter auf den Slambühnen dieses Landes.”