Mein Schnuppertag im Buchhandel
- Tatsächlich ein Tag im Paradies?
- Geeignet, die Rosinen aus dem Kopf zu bekommen?
- Oder Futter für die Murmeln und bunte Knete im Hirn?
Ende September hatte ich die – hoffentlich nicht nur einmalige – Gelegenheit, im Büchereck Baumschulenweg Buchhändlerluft zu schnuppern und konnte einen – wenn auch nur halben – Tag zwischen, gefühlt einer Million, Büchern verbringen. Eine liebe Freundin hatte den Kontakt vermittelt, zwei Telefonate und ein paar Tage später stand ich schon im Laden von Frau Krüger.
Es ist kurz nach 9. Mit mir zusammen huscht auch schon die erste Kundin des Tages über die Türschwelle. Die Inhaberin begrüßt mich, zeigt mir kurz die Räumlichkeiten – nur was für schlanke Leute, der Laden! Ansonsten haste keine Chance auch nur annähernd durch die Reihen zu hüpfen, Kisten auszupacken, dich an Kunden vorbei zu schlängeln, zu zweit hinterm Tresen zu stehen oder kurz im “Hinterzimmer” zu verschwinden. Ich bin zwar nicht so zierlich wie Frau Krüger, aber ich passe ganz offenbar zur Ladengröße.
Los geht’s. Bestellware auspacken, Kunden zuordnen, irgendwo ablegen. Eine ältere Dame möchte einen Krimi für ihre Nachbarin kaufen. Es dauert ein wenig, wir fachsimpeln gemeinsam, was gefallen könnte und die Dame greift beherzt zum vorgeschlagenen Exemplar. Auch als sich der Laden füllt, die Chefin behält die Ruhe – beeindruckend. Immer lässt sie die Kunden ankommen, bevor sie sich ihnen zuwendet. Wieder etwas gelernt. In der Ruhe liegt die Kraft und Muße ist ein weiser Begleiter beim Buchkauf. Eine Mutter mit Kind – “Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?”, gefolgt von einem Paar mit Hund – “Darf der mit rein? Ja, wenn er lesen kann.”. So fliegen die Stunden dahin. Kein einziger Blick zur Uhr. Es gibt auch gar keine im Laden, oder? Glückliche Harry-Potter-Fans umschließen fest mit beiden Armen ihr erst um Mitternacht erschienenes Exemplar. Ich rufe Kunden an, empfehle Bildbände über Berlin, zwinkere den Potter-Kids zu – “Am Montag vorbeikommen und berichten, ja?! “.
Irgendwann zwischendurch schaut mich Frau Krüger von der Seite an: “Als hättest Du nie etwas anderes gemacht…”. Jede Kundin, jeder Kunde, der mit seinen Schätzen glücklich den Laden verlässt, zaubert auch mir ein Lächeln ins Gesicht:
“Schönes Wochenende für Sie!”. “Danke, Ihnen auch.”
P.S. Ich werde mich um weitere Schnuppertage bei Ines und in anderen kleinen, unabhängigen Buchläden der Hauptstadt bemühen. Hier wird noch am offenen Leserherzen agiert und das gefällt mir über alle Maßen. Nur meinen Rücken, den muss ich noch etwas trainieren 🙂
Die Inspiration für diese Aktion verdanke ich u.a. Petra Hartlieb und ihrem Roman “Meine wundervolle Buchhandlung”.