Es ist Dienstagabend. Eine beliebige Kleinstadt im Nordosten Italiens. Die Eltern sind mal wieder auf Nahrungssuche für die nimmersatte Brut. Während der Daddy eventuell bereits mit viermal Pizza to go unterm Arm und der jüngeren Tochter an der Hand Richtung klimatisiertem Hotel jagt, sammle ich mit großer Tochter noch Beeren am Wegesrand – ähm, eigentlich sprinte ich zum Discounter, um dort einen Nachtisch zu ergattern. Um der lieben Wahrheit willen, schleichen wir eher, als dass wir sprinten – geschuldet den 36 Grad und es wird immer heißer.
Gott, dieser Discounter ist gerade absolut my place to stay mit seinen wohltemperierten 25 Grad. Doch zurück zum Thema. Wo ist der geliebte Ehemann denn nun eigentlich? Harrt der etwa noch in der Pizzabude aus oder ist er tatsächlich schon back at the charming Hotel? Dilemma-Situation. Was tun? Großes Kind eben kurz an der Ecke parken und diesmal tatsächlich zum Pizza-Store sprinten? Oder doch lieber Tor 2 wählen, R-i-s-i-k-o, damit vielleicht den Zonk ergattern und einfach zurück zum Hotel schlurfen? Denn, wer hat den Schlüssel? Ich bin es jedenfalls nicht.
What ever, die Wahl fällt auf Tor 1 und schon parke ich Tochter eins mit den Einkäufen, während ich zu Fuß um den Kreisverkehr jage. Der Schweiß fließt, ich schnaufe und: “Pizzaladen to go” ist leer…
Mist. Kurzer Schulterblick…
Hey, wer sind die zwei jungen Kerle auf ihren Fahrrädern, die da mit meinem Kind quatschen?!?! Niemand spricht einfach so ungefragt mit meiner Rapunzel. Hört ihr, niemand!!! Wieso ist die eigentlich nicht in ihrem Turm – ach ja, wir sind ja auf Nahrungssuche. Das Löwenherz einer Mutter in mir galoppiert los und lässt meine Füße ferngesteuert starten. Von Null auf 8 km/h in unter einer Sekunde. Meine Augen sprühen schon Giftpfeile und wahrscheinlich wachsen mir gerade Tentakeln. Gekonnt lasse ich ein zweites Mal den Kreisverkehr unbeschadet hinter mir. Die Autofahrer wagen offenbar nicht, sich mir in den Weg zu stellen… Und schon bin ich bei meinem geliebten Kind. Ich ignoriere die beiden Testosteron-gesteuerten Wesen auf dem Gehweg, schnappe mir Tochter und Einkäufe und stampfe hoch erhobenen Hauptes unseres Weges.
Was wollten die? Deine Telefonnummer? Deinen Instagram-Namen? Ach nee?! Vergiss es. Schön brav weitergehen und wehe, es wird sich umgedreht. Aber zu meinem Glück und meiner Freude ist das große Kind tatsächlich dankbar für die Rettung aus – zugegeben keiner wirklichen – Not. Aber wenn meine Mutterhormone aufdrehen – ist mit mir nicht zu spaßen! Dessen solltet ihr euch immer bewusst sein, da draußen. Also echt mal, da lasse ich das große Kind schlappe fünf Minuten an der Ecke stehen und schon… wird es nach der Telefonnummer gefragt. Geht ja mal gar nicht und wenn, dann vielleicht in 100 Jahren oder wenn ich endlich begreife, dass nun auch die Tochter erwachsen wird.
Aber – trust me – big mama is watching you!