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Mit den Fantas im Kleiderschrank


Oh, Claire, mal wieder frühmorgens im Kleiderschrank unterwegs? Aber…

Heute ist wieder einer der verdammten Tage, die ich kaum ertrage und mich ständig selber frage, warum mich all diese Klamotten plagen, die ich doch lange kannte oder nur vom Hörensagen? Denn bisher rannte ich durch meine Wohnung und war die Queen. Doch alles, was mir gefällt, ist mir jetzt zu wenig und alles was mich sonst doch kickte, von dem ich sonst nie genug kriegte, lass ich heute lieber sein, denn ich fühl mich [1]

… irgendwie doof. Alles doof ohne Klamotten…

Danke, liebe Fantas! Dank meines Mannes habe ich Euch auch nach all den Jahren immer noch relativ textsicher im Ohr. 

Ok, Claire, was geht denn jetzt ab? Ehrlich? Ich stehe – mal wieder – ratlos im Kleiderschrank. Passiert mir nicht oft, aber hin und wieder. Und so auch eben heute. Kleine Tochter schaut um die Ecke und ahnt – Mama gehts grade nicht sooooooo gut. Ergo: besser etwas Abstand halten. Sie kennt mich wirklich gut.

„Nun da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginnen, das uns vom Drama einer Kultur berichtet.“[2].

Schauen wir also mal genauer hin: Unterteil = safe. Oberteil = nix safe.
Da hakt’s also.  Ist ja nicht so, dass der Schrank gähnend leer wäre. Auf geht’s:

Ist es das da, mit den Streifen drauf oder das da, etwa der letzte Fehlkauf?
Ist es das da, mit dem ohne Kragen dran oder das da, mit dem ich so gar nicht kann? Ist es das da, das nicht gebügelt ist oder das da, das meine Taille frisst? Nein, man, es ist da das, das ich sonst gut leiden kann…[3]

OMG, schon wieder die Fantas. Sorry, Jungs, könntet ihr euch bitte, bitte einen anderen, schnuckeligen Place-to-be am Morgen suchen als ausgerechnet meine, inzwischen gestresste, Ohrmuschel? Ich bin eh schon genervt und einem panischen Schweißausbruch mega nahe. Echt? Wegen Klamotten? 

Schluss jetzt. Die Zeit drängt. Die Zeit rennt und ich seh‘ endlich die da, die jetzt an muss. Ne, simple weiße. Fertig. Sonst verpass ich den Bus – ähm, die Bahn. 

Und mein Make-up darf zur Feier des Tages ausnahmsweise mal mit ins Büro, weil schon viel zu spät. Unterwegs kennt mich eh keiner oder etwa doch?

Ich habe den Fantastischen Vier eine eMail gesendet und angefragt, ob ich ihre Texte so zitieren darf. Leider habe ich bis heute keine Antwort auf meine höfliche Frage erhalten. Natürlich ist keine Antwort nicht automatisch ein ok, aber ich hoffe dennoch, mit dieser Kolumne Freude zu bereiten und niemanden auf die Füsse zu treten.


[1]Frei nach Die Fantastischen Vier. „Sie ist weg“, Album: „Lauschgift“, veröffentlicht: 1995
[2]Die Fantastischen Vier. „MfG (Mit freundlichen Grüßen)“, 1999, Musik/Text: Andreas Rieke, Michael B. Schmidt, Thomas Dürr, Michael DJ Beck; Produzent: Andreas Rieke/Michael DJ Beck
[3]Frei nach Die Fantastischen Vier. „Die da“ ,1992, Musik/Text:Andreas Rieke, Michael B. Schmidt, Thomas Dürr, Michael DJ Beck; Produzent: Andreas Rieke

Published inKolumne
et Claire