Colleen Hoover
“Maybe someday”
- Aus dem Amerikanischen von Kattrin Stier
- Deutsche Erstausgabe dtv
- 432 Seiten
- Ab 14 Jahren
- ISBN 978-3-423-74018-0
- 18. März 2016
- Sydney, 22, hat gerade ihren Freund verlassen, der sie mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin betrogen hat – und das schon seit Jahren. Nun steht sie plötzlich und sprichwörtlich völlig im Regen mit ihren zwei Koffern und wird von Ridge, ihrem Gitarre spielenden Nachbarn, den sie seit einiger Zeit abends auf dem Balkon belauscht, übergangsweise aufgenommen. Das Letzte, was Sydney will, ist, sich in Ridge zu verlieben – denn Ridge hat eine Freundin. Doch als sie das erfährt, ist es schon zu spät…
MEINE REZENSION
All die unausgesprochenen Worte wollen heraus. Wollen herausgeschrieben werden, sonst würde mein Herz wohl zerspringen. Dieser Roman “Maybe Someday” von Mrs Hoover ist ganz verdammt nah dran an “Weil ich Layken liebe”. Ich hätte nicht erwartet, dass sie es erneut fertig bringen würde, mich so zu überraschen, so zu fesseln.
Immer dann, wenn ich dachte, jetzt wüßte ich, wohin die literarische Reise in diesem Roman ginge, welche Wendung er wohl nehmen würde – PENG – kam alles anders.
Das Cover – nun ja, ist interessant, aber nicht aufregend und bleibt dem pink-grünen Stil von Will & Layken treu – wenn auch diesmal mit großen güldenen Lettern im Titel.
Der Roman dreht sich um Sydney und Rigde und um Maggie und Rigde und am Rande auch um Warren und Bridgette, Tori und Hunter und little Brennan. Das wars auch schon. Dazu einige wenige Schauplätze, darunter Ridge’s Balkon, auf dem alles beginnt. Schnell nimmt die Story an Fahrt auf und genauso schnell gerät Sydney’s beschauliches Studentenleben aus den Fugen. Bitter beschreibt Colleen Hoover den Verrat ihrer Freunde Hunter und Tori und Sydney’s Reaktion darauf. Der Schmerz ist nachvollziehbar, fühlbar. Dass jedoch eine Frau einer Frau mit der Faust ins Gesicht… Nein, das ging mir zu weit. Das muss nicht sein und machte mir Syd nicht gerade von Beginn an sympathisch.
Wunderbar, wie Übersetzerin Kattrin Stier Wörter (er-)findet und überhaupt ganz zauberhaft die Handy- und Facebook-Kommunikationen der Protagonisten ins Deutsche zu übersetzen vermochte. Selten habe ich so viele Stellen in einem Roman markiert, einfach weil ich sie so berührend fand. Dabei fielen mir einzelne Wörter wie “lächelig” oder “entschlüpft” ins Auge oder auch ganze Passagen wie z.B. “Aber Freiwild du Vieh mach eine Randmasche sagen?”. Wow. “Auf den Busen gesabbert” fand ich auch toll oder auch Wiederholungen als Mittel der Wahl “Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir. Gefällt mir nicht. Gefällt mir…”. Derlei stilistische Perlen finden sich immer wieder und sind ein Augenschmaus für sinnliche LeserInnen.
By the way, ab und an redet Sydney sogar mit ihrem Herzen, “Hast du das gehört, Herz? Jetzt sind wir quitt.”, sodass mir ganz warm ums selbige wurde. Alle Emotionen werden hier nicht einfach nur beschrieben, sondern während man sie sich erliest, kann man sie regelrecht fühlen – ist also ganz nah dran.
Während der Lektüre beschlich mich ein unheimlich vertrautes Gefühl, ein unsichtbarer Mitbewohner dieser kleinen WG zu sein. Ich konnte, wie bei einer Sitcom, die Szenerie genau beobachten, denn die Autorin schafft es, neben all den Gedanken und Gefühlen der jungen Darsteller auch deren Bewegungen in der Kulisse, ihre Sitzpositionen und Gesichtsausdrücke derart bildhaft zu beschreiben, dass sie für mich real wurden, ohne mich jemals zu langweilen. Ganz nah dran also auch hier.
Was bei Will & Layken die Poetry-Slams waren, sind hier Lieder. Die Songtexte der Band “Sounds of Cedar” spielen eine immense Rolle und werden ausführlich kursiv abgedruckt, um dem Leser teilhaben zu lassen, an deren Entstehungsprozess. Manchmal las ich sie genau, manchmal auch nur quer, weil es nicht abwarten konnte, zu erfahren, wie die Geschichte weiter geht.
Der Roman baut für einen Jugendroman dieses Genres einen ziemlichen Spannungsbogen auf und wird allen Höhen und Tiefen der zwischenmenschlichen Beziehungen gerecht. Dabei gibt es für Leser aller Altersstufen viel zu entdecken und zu erfahren 😉
Ich sage: Einfach mal darauf einlassen!
Für eine atemlose Lektüre 5 Sterne. Mich würde es ehrlich gesagt nicht wundern, würde das Buch irgendwann einmal verfilmt werden – auch wenn mir diesen dann mit Sicherheit nicht anschaue.
Denn all die Bilder sind schon in meinem Kopf und nun auch hier: