Wie heißt noch gleich dieser Film um das Mädchen im Turm? Das mit den ultralangen Haaren und der Bratpfanne, in dem eine ältere Dame mit langem Gewand “Mutter weiß mehr” zu singen pflegte? Ja, ganz richtig. Rapunzel, neu verföhnt.
Und nein, ich gehöre per se nicht zur eigentlichen Zielgruppe dieser cineastischen Unterhaltung – doch ich kenne und liebe sie alle. Zugleich, ich schweife ab…
Anruf Sohn. Gestern. Mama, ich brauche eine beglaubigte Kopie meines Abiturzeugnisses. Kein Problem, Sohn, sage ich. Schaffe ich. Morgen.
Ich? Morgen? Warum eigentlich? Auch egal. Vorhang, bitte, Bühne, Licht. Das Drama konnte beginnen.
Griff ins Regal. Zeugnismappe. Tadaaaaa. Kein Zeugnis da!!!
Panik kriecht meinen Nacken hinauf. Habe ich das nicht vor kurzem noch irgendwo gesehen???
Zweiter Akt. Suche an ungewöhnlichen, gar absurden Orten. Im Schlafzimmer? Nix. Mehr Panik.
Erste Schweißausbrüche sind im Anmarsch. Die Nerven ziehen blank.
Die beiden Mädels ahnen bereits den heran rollenden Tsunami, denn offenbar weiß Mutter heute nicht “mehr”. Also, Butter bei die Fische und Sohn anrufen – hier ist nix. Oh je, ich befürchte, der Prinz wird pronto den Turm in Kreuzberg verlassen, die Kutsche mit vier Rädern besteigen, durch die Nacht jagen und sich selbst davon überzeugen wollen, dass das Ding tatsächlich spurlos in irgendeinem schwarzen Loch verschwunden ist – respektive das Original an irgendeine Uni gesendet wurde – vom Sohn!
Ich zermartere mir derweil weiter das Hirn oder das, was von der Hitze der letzten Wochen davon übrig ist. Das Telefon klingelt. Hä? Schon wieder? Lass klingen. Das Essen müsste mal auf den Tisch. Mein persönlicher Tsunami hat die Küstenlinie fast erreicht. Ich hocke auf dem Boden vor dem Regal mit den Ordnern, frage mich wieder und wieder, wo ist das Ding? Und irgendwo ganz weit hinten flackert ein winziger Leuchtturm am Rande meiner Erinnerungen und Gedanken… Sohn (ohne Bratpfanne) sucht inzwischen verzweifelt selbst. Ohne Erfolg.
Erstes Fazit. Alle Pläne für morgen ändern und zum Schulamt eiern.
Er. Nicht ich!
Ich bin dann mal raus. Er auch wieder.
Frustriert und erschöpf setze ich eine letzte WhatsApp ab – Biste wirklich sicher, dass datt nicht bei dir zu Hause ist???
Wieder Telefon. Sohn ist es. Er hat es gefunden. Halleluja! In der letzten, hintersten Kiste unter dem Bett. Klar, da gehört so ein Dokument ja auch unbedingt hin. Man(n) eh. Aufregung umsonst, Tsunami erfolgreich umschifft mit kleineren Kollateralschaden wie zerzausten Haaren, irrem Blick, hektischen Flecken im Gesicht und wieder einmal einem viel zu spätem Abendessen. Darauf eine Folge Shoppingqueen…
P.S. Übrigens, Ehemann ist bei solchen Katastrophen IMMER rein zufällig JWD, gefühlt jedenfalls auf der Raumstation ISS oder dem Mars.
P.P.S. Ähnlichkeiten mit Lebenden oder in Filmen agierenden Personen sind rein zufällig und damit vollkommen willkürlich!
P.P.P.S. Ich kenne keinen Maximus, bin nicht verliebt in Flynn, heiße nicht Gothel und weiß auch nicht mehr, aber ich bin MUTTER – aus ganzem Herzen.