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Goethe im Kopf

Warum nur hat sie schon den ganzen Tag Johann Wolfgang von … im Kopf?
Um ganz genau zu sein, handelt es sich dabei um dieses Zitat:

"Der Worte sind genug gewechselt, 
Laßt mich auch endlich Taten sehn! 
Indes ihr Komplimente drechselt, 
Kann etwas Nützliches geschehn."
Quelle: Goethe, Faust. Eine Tragödie. Vorspiel auf dem Theater, 1808. Direktor

Warum sagen Menschen Dinge, äußern Gedanken, machen Versprechen, treffen konkrete Vereinbarungen, nur um sich dann tatsächlich ganz anders zu verhalten?

Liegt es daran, dass die Aussage selbst für den Moment beruhigend wirkt, charmant, gefällig und liebevoll, fürsorglich, stark und selbstbewusst? Oder ist es der pure Instinkt dessen, was das Gegenüber vermeintlich hören möchte, um miteinander vertraut zu werden? Das tiefe Bewusstsein schaltet sich deutlich verspätet hinzu, bewertet die Sache neu und steuert damit das eigene Verhalten ganz anders?

Helft ihr:

  • Es wird gesagt, ich rufe an.
  • Es wird versprochen, ich sehe Dich zeitnah.
  • Es wird in Aussicht gestellt, ich fahre mit Dir weg.
  • Es wird vereinbart, ich lasse Dir Raum und Zeit.

Die Aufzählung ließe sich locker ergänzen … Doch was passiert:

  • Der Anruf bleibt aus – sie wartet wieder vergeblich.
  • Das Treffen verschiebt sich – sie freut sich umsonst, again and again.
  • Die Reise? Fährt sie allein oder gar nicht? Who know’s. Offenbar nur sie selbst.
  • Die Luft zum Atmen zu eng wird, weil sie 17 Nachrichten in weniger als 3 Minuten erhält.

… Und irgendwie versteht sie es nicht. Ist sie der Fehler im System? Maybe. Maybe not.
Wo ist das gesunde Maß, der ehrliche Konsens, das zarte Dazwischen, das süsse Vertrauen? Denken = Sagen = Zuhören = Tun.

Ja, sie ist eine wort-/sprachverliebte Person. Doch sind ihr die Taten wichtig. Folgen sie nicht den Worten, bleiben es leere Hülsen, die auf der Oberfläche treiben und niemals den Grund erreichen. Also lässt sie sie vorüberziehen in der vielleicht naiven Hoffnung, eines Tages auf die Worte zu treffen, die mit Leben, Liebe, Freude und Verbindlichkeit erfüllt werden …

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ja. Ja. Sie mag nicht hoffen, sondern mutig leben & lieben.

Published inKolumne
et Claire