Ostern & Corona. Ostern mal anders. Ostern 2020.
Was macht diese Pandemie mit dieser Welt, mit uns, mit allen?
Niemand hat je so ein Osterfest erlebt. Auch nicht zu Zeiten, als es die Mauer noch gab, die den einen Teil der Deutschen daran hinderte, hinaus in die Welt zu reisen, um diese zu entdecken.
Auf einmal ist da wieder eine Mauer. Diesmal eine imaginäre, eine die uns schützen, die die Anzahl der Corona-Infizierten senken, die Anzahl der Corona-Toten minimieren soll und uns den Kopf zurechtrückt, nach Jahren des Überflusses, des Überdrusses, der geringen Wertschätzung all dessen, was unser Leben doch so leicht und unbeschwert macht(e): blühende Wirtschaften, florierenden Welthandel, Urlaub where ever you want to got to (mit dem nötigen Kleingeld natürlich) …
Auf einmal ist alles anders. Keine Besuche. Keine spontanen Ostseetrips. Auch nicht der lang geplante geplante Urlaub von fünf befreundeten Familien in die nahen sächsischen Bergen. Und so gar keine Termine, keine Verabredungen, Museums- und Theaterbesuche, keine Partys, keine Konzerte… Nichts. Nada. Niente.
“Manno” würde man denken, wäre es nicht so ernst. Da gibt es die einen, die sagen – alles to much. Da gibt es die anderen, die sich gar nicht mehr vor die Tür trauen. Und dann gibt es noch uns, die sich an die Regeln halten und hoffen, dass bald alles wieder gut sein wird… Wird es das? Niemand weiß es.
Ostersonntag. Der Sohn kommt mit Freundin zum Kaffee. Wir sehen uns zum zweiten Mal seit Corona…
Kein Händeschütteln.
Keine Umarmung.
Der Tisch ist liebevoll gedeckt – bei schönstem Wetter, draußen, auf der Terrasse, um Abstand zu wahren. Nein, wir gehören nicht zum gefährdeten Personenkreis, genauso wenig wie unsere Kinder. Und dennoch halten wir uns an die von Politik und Medizin aufgestellten Spielregeln.
Eine unreale Realität…
Vor der kleinen Postfiliale gestern: vielleicht fünf Kund*Innen im Abstand von 2m voneinander, verteilt auf dem Gehweg … geduldig, verständnisvoll in der Vormittagssonne.
Vor dem Baumarkt mit einer budgetierten Anzahl von Einkaufswagen: eine Schlange bis zur Bushaltestelle – 20min Anstehen, um einen Sack Sand zu kaufen.
Im Supermarkt: eine überschaubare Anzahl von Einkaufenden, die dann doch alle ein- und denselben Griff der Kühltheken-Tür angrabbeln.
Spaziergang im Park – großes Erstaunen… wow, so viele Leute. Andere Menschen sehen. Oh, das tut gut, nach fast 4 Wochen HomeOffice und morgendlichen Jogging-Runden im nahen Park als einzige Abwechslung.
Was haben Mann / Frau / Kinder sich beim Kaffee oder Abendessen zu erzählen?
- Wie vielen Hunden bin ich beim Joggen begegnet?
- Wie war der Weg vom Arbeitszimmer in die Küche?
- Wie war die Online-Vorlesung der Tochter?
- Hat die Kleine ihre Hausaufgaben auf den Schulserver geladen?
- Gab es im Supermarkt um die Ecke etwa Klopapier?
- Was sagen die Nachrichten?
Es geht uns gut. Wir sind gesund. Wir haben keine Existenzängste.
Doch wir möchten so gern unser altes Leben zurück und lernen zugleich gerade jetzt so vieles … Was ist wirklich wichtig? Erfahren wir eine Art der Entschleunigung? Lernen wir wieder Solidarität? Übernehmen wir Verantwortung?
So viele Fragen.
So viele Gedanken.
So viele Zweifel und dennoch so viel Hoffnung.
Bleibt bitte gesund.