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Geflasht

Sieh-mich-an-211x314“Sieh mich an”
Natasha Friend
  • Erscheinungsdatum Erstausgabe: 01.02.2014
  • Aktuelle Ausgabe: 01.02.2014
  • Verlag: Carlsen
  • ISBN: 9783551312662
  • Flexibler Einband: 352 Seiten

Lexi war immer stolz auf ihre Schönheit – doch dann wacht sie eines Tages im Krankenhaus auf, das Gesicht von einem Autounfall entstellt. Wenn Ryan sie nicht mit ihrer besten Freundin betrogen hätte, wäre sie nie in dieses Auto gestiegen und würde jetzt nicht vor jedem Spiegel fliehen. Lexi muss sich und ihr Leben komplett neu definieren. Unerwartete Hilfe kommt von ihrer Schwester Ruth. Durch sie lernt Lexi auch Theo kennen, der ihr zeigt, dass es im Leben nicht auf Äußerlichkeiten ankommt. (Quelle: carlsen)

MEINE REZENSION:

Wow, der Roman hat mich regelrecht geflasht. Schonungslose Offenheit, Verletzlichkeit, Wut, Verzweiflung, Liebe, Verrat. Von allem etwas, in gut dosierten Einheiten. Ein Buch für LeserInnen ab 14 Jahren. Das geht so in Ordnung.

Ich hatte große Erwartungen, die dieses Mal nicht enttäuscht wurden. Befürchtungen, dass sich das Mitleid ständig durchs Buch ziehen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Der Roman ist keinesfalls platt oder trivial, sondern die Ereignisse und Veränderungen werden als Prozess beschrieben, den Alexa durchlebt. Sie ist dabei so authentisch, zurecht verwirrt, oft ungerecht und dennoch auch liebenswert, so dass eine Identifikation mit ihr als Protagonistin gelingen mag – soweit das überhaupt möglich ist.

Spannend liest die die Entwicklung dieses jungen Mädchens von der offenbar durchaus oberflächlichen, etwas überbehüteten Göre, zum gereiften Teenager mit Ecken und Kanten, die in ihrem Fall natürlich über alle Gebühr schmerzhaft und durchaus verstörend sind.

Die von mir erhoffte Wertediskussion stellt sich ein. Was ist wirklich wichtig? Wer war ich? Wer bin ich?  Und wer will ich wirklich sein? Wer sind meine Freunde? Sind es meine Freunde? Wenn ja, warum oder warum nicht?

Alexas Wahrnehmung ändert sich. Ihre Welt gerät nicht nur ins Wanken – in Teilen stürzt sie auch über ihr ein. Plötzlich sieht sie ihre Eltern in einem anderen Licht. Ihre Schwester Ruthie wird zur Schlüsselfigur – ausgerechnet ein Mensch, der für Alexa wie ein ferner Planet, so ganz anders als sie zu sein scheint. Doch auch Ruth verändert sich… und nicht nur sie. Mehr soll an dieser Stelle nicht preisgegeben werden.

Das Buch liest sich wunderbar. Der Sprachstil passt zum Inhalt. Dieser Inhalt erfordert mancherorts eine speziellere Wortwahl. Das ist Natasha Friend absolut gelungen. Der Roman ist berührend, ohne tränenlastig zu sein. Manchmal sehr nüchtern, vereint er alle guten Zutaten zu einer Story und kommt zudem ohne Voyeurismus aus.

Mein Fazit: lesenswert!

Published inKolumneRezensionen
et Claire