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Die jungen Wölfe sind zurück

Sehnsucht: Endlos
Ada Mea
  • Taschenbuch: 404 Seiten
  • Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (20. Juni 2017)

Am Ende folgst du der Liebe in dir.
Nach ihrem leidenschaftlichen Urlaub in Andalusien und ihrem schmerzvollen Abschied sind Sarah, Roman und Jens auseinandergegangen – ohne einander noch einmal zu begegnen. Mittlerweile ist der Winter ins Land gezogen und die drei bewältigen ihren Alltag im Bemühen, nicht unter der Last ihrer endlosen Sehnsucht zu zerbrechen.
Sarahs Karrieretraum hat sich erfüllt und sie lädt stolz zu ihrer ersten eigenen Vernissage ein. Ihre Kunst lockt einen neuen Verehrer an, der alles daran setzt, sie im Sturm zu erobern.
Roman wird indessen hart vom Leben geprüft und findet heraus, dass er noch nicht bereit ist, Sarah loszulassen. Bei einem Wiedersehen in Lviv, der Stadt der Löwen, hauchen zügellose Nächte der Ménage-à-trois neues Leben ein. Am Ende finden die drei nicht nur ihr wahres Ich – sondern auch einen Weg, der Liebe in ihrem Herzen zu folgen.

MEINE REZENSION

Wow, derzeit springe ich durch die literarischen Genres wie ein Reh im Frühling. Keine Ahnung, vielleicht brauche ich derzeit einfach die Abwechslung.

© Karin Heidmeier

Nun also “Sehnsucht: Endlos”, Teil III der Sehnsucht-Reihe von Ada Mea.Zufällig gefunden, geshoppt und in 2 Tagen ausgelesen. Doch will ich es rezensieren? Will ich mich dazu äußern? Warum eigentlich nicht? Ich habe Teil I “Sehnsucht: Schwerelos” und Teil II “Sehnsucht: Grenzenlos” hier besprochen, dann eben jetzt auch den letzten Teil der Trilogie. Ich bin eine erwachsene Frau – so what. Los geht’s.

Das Cover in warmen, durchaus schokoladigen 😉 Tönen schmiegt sich nach dem ersten Cover in Wasserblau und dem Zweiten in aufgeregtem Orange nahtlos und perfekt in die Serie ein. Passt.

Doch nun zum Wesentlichen, dem Inhalt und meinen Gedanken dazu. Im Mittelpunkt der Handlung stehen wie gehabt Sarah und ihre jungen Wölfe, Roman und Jens. Roman, der gefühlvolle Prinz mit ukrainischen Wurzeln, einer wunderschönen Freundin in Spanien namens Julia und Jens, der geheimnisvolle, mysteriöse und überaus dominante Womanizer. Obwohl, Frauenhelden sind sie beide und beide sind unsterblich in die 42jährige Sarah verliebt. Soweit bekannt. Doch was erwartet uns im großen Finale?

Es ist schon eine Weile her, dass ich die beiden ersten Teile las, doch ich erinnerte mich daran, wie leicht und geschmeidig ich damals in die Story dieser ungewöhnlichen Ménage-à-trois und in das bizarre Thema von Dominanz und Unterwerfung einsteigen konnte. Doch halt, wer an dieser Stelle denkt und erwartet, einen literarischen Porno vor sich zu haben, weit gefehlt. Natürlich geht es auch hier um Sex und ja auch des öfteren sogar und ja, es mag dem einen / der einen gefallen, dem / der anderen eben auch nicht. Doch das Hauptaugenmerk der Autorin liegt woanders – ihr Anliegen scheint die Entwicklung der Protagonisten, ihr Weg zur selbst bestimmten Liebe ohne Konventionen. Zugegeben, das ist viel verlangt in unserer, von Monogamie durchtränkten, Zeit… War im Teil I und II noch Sarah diejenige, die sich wie eine Raupe verpuppte und zum Schmetterling wurde, so sind es im dritten Teil die beiden jungen Wölfe, auf denen der Fokus liegt. Sarah ist ihre Sonne – wie Ada Mea mehrfach betont – , um die die zwei jungen Herren wie Planeten kreisen. Dieses Mal sind es Roman und Jens, die ihre ganz eigenen Metamorphosen anstossen und durchleben müssen. Dabei kommt es für beide zu schmerzhaften Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit und der Gegenwart. Das sollte man / frau vielleicht wissen, dem Klappentext sicher auch entnommen haben und sich darauf einlassen. Der Leser / die Leserin erlebt neben Sex an gewöhnlichen und ungewöhnlichen Orten auch Spaniens raue Küste, den verborgenen, unerwarteten Zauber der Ukraine und nicht zuletzt den Charme eines Krankenhauses, eines Altenheims und sogar ein Begräbnis.
Mit diesem Teil setzt die Autorin ein großes Puzzle geschickt zusammen, verwebt die Fäden der Protagonisten, trennt sie wieder und steuert atemlos auf das Finale zu. Von dem ich bis zuletzt nicht wußte, was mich erwarten würde (Achtung Spoiler: ich sage nur rasante Autofahrt…).
Am Rande seien noch Marie in Spanien mit ihrem Ehemann Walter, die weise ‘Grande Dame’ Frau Calvari und der schmierige Jakob Lorber genannt, die ihren Teil zur Entwicklung der Geschichte beitragen.

Ja, war denn nun für mich alles rund, alles schön an dem Roman? Nicht so ganz. Warum?
Es scheint schon recht authentisch, gut recherchiert und herausgearbeitet. Doch in mir regt sich schon während der Lektüre mein großes Mutterherz. Kann eine Mutter so unbeschwert spontan verreisen? Vermißt sie ihre Kinder an keiner Stelle? Der Alltag erdet Sarah enorm, gibt ihr die Kraft, die Dinge zu ertragen und den Liebeskummer auszublenden. Doch ist der Alltag nicht viel mehr als das? Ist das nicht sehr egoistisch? Sie hat sich als Künstlerin wiederentdeckt und weiterentwickelt, hat Erfolg mit ihren Bildern, einen Ex, der sie unterstützt und dennoch nicht versteht, ist eifersüchtig auf dessen neue Freundin und blendet dann alles selbst aus – ihre Kinder, die Arbeit, Freunde – einfach alles?
Ja, sie träumt von einem Leben mit ihren jungen Wölfen. Wird das gehen? Wie soll ein solcher Alltag aussehen? Dabei rede ich nicht vom Altersunterschied oder den hierzulande verwurzelten Konventionen, sondern von all dem, was Liebe sonst noch ausmacht – Nähe, Vertrauen, Gemeinsamkeit. Sex ist sicher ein ganz wesentlicher Bestandteil einer Verbindung zwischen zwei oder mehr Menschen, aber taugt es als alleinige Basis?

Wie auch immer. Mag sein, ich bin zu kritisch, hinterfrage zu viel. Es ist ein Roman, dem man genießen sollte wie einen guten Wein. Teil III rundet die Geschichte ab und versöhnt, auch wenn er mich etwas ratlos und unzufrieden zurückgelassen hat. Möglicherweise waren mir Sarah’s philosophische Gedanken, die bisweilen missionarisch wirkten, zu viel des Guten, ebenso die zahlreichen Baustellen der Jungs …
Manchmal ist weniger vielleicht mehr?

Published inKolumneRezensionen
et Claire