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Glitzerfee


Es gibt da ein Buch der Lieblingsautorin meiner Tochter mit dem Titel “Wenn das Leben dich nervt, streu Glitzer drauf”. Geschrieben von Mara Andeck für Teenies, gelesen noch nicht, auch nicht von meinem Teenie. Doch der Titel, der geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Nein, mein Leben nervt mich nicht. Es ist ganz wunderbar. Doch der Glitzer fehlt. Oder auch der Highlighter oder im schlimmsten Fall nähme ich auch Puderzucker. Da jedoch mein Leben mich nicht nervt, wäre es Quatsch, es zu verglitzern. Anders gesagt oder gefragt, wie müsste der Titel für mich umgeschrieben werden?

  • Wenn der Glitzer auf deinem Leben fehlt, kauf dir doch einen neuen Highlighter!
  • Glitzer ist ja gut und schön, aber wo ist mein Highlighter?
  • Hey, Glitzerfee, walte deines Amtes und vergiss den Highlighter nicht!

Die Stunden, Tage, Wochen, Jahre rennen, die Zeit jagt dahin und ich renne mit. Ich mag es. Ich bin fit, meine Family gesund. Ich liebe den Trubel, den Gatten, die Kids, die Freundinnen, ja sogar die Arbeit. Und doch fehlen Inseln im wenig glitzernden Meer des Alltags, fehlt das Topping auf dem Frozen Joghurt, fehlt der Highlighter auf den Wangenknochen.

Heute habe danach gesucht und Glitzer entdeckt. Wo? Etwa bei dm oder Rossmann um die Ecke? Eher nicht. Shopping macht bekanntermaßen ja nur bedingt und leider nur sehr kurz happy. Ist nunmal so.

Nach dem Büro bin ich heimgefahren und dann mal los geschlendert.
Habe ein paar gesunde Bio-Cracker gekauft und bin einfach weitergelaufen – ganz im Sinne von Nemo’s süsser Freundin Dorie: “einfach laufen, einfach laufen, laufen, laufen”. Habe dabei neue Schaufenster entdeckt und einen Flix-Bus, der einfach so durchs Viertel rauschte. What? Seit wann das denn?
Habe Halt gemacht, um einen Milchkaffee aus Porzellan zu schlürfen – zugegeben mit zwei bis drei Omas am Nachbartisch und echt schlechten Oldies aus dem Radio. Der Kaffee war – leider nicht vegan – aber immerhin heiß und mit Kakaopulver on the top.

Trotz Müdigkeit und leicht desolater gesundheitlicher Verfassung bin ich dann nach einem weiteren Termin einfach weitergelaufen (Anm.: nein ich bin noch immer keine Marathon-Läuferin und auch heiße auch nicht Forresta Gumpa). Doch meine Füße trugen mich immer weiter – wie Tom Hanks seinerzeit – durch die Dunkelheit meines Kiez’. Ja, es ist derzeit schon um halb 6 stockdunkel wie in Finnland den ganzen Winter. Der Mond schien – wow -, allerdings nicht auf glitzernden Schnee.
Und doch war es echt frisch… die Kälte zog unter Jacke und Schal.

Mein Glitzer des Tages kam dann zu Hause:
ein heißes, ausgiebiges, ungestörtes Schaum-Bad bei Kerzenschein und leiser Klaviermusik…

So einfach ist das also? Trotz Terminen Inseln suchen, mal innehalten? Mit musikalischer Untermalung Dank Streaming und Bluetooth-Box?
Ich trau dem Ganzen noch nicht so recht. Getreu dem uralten Spruch “Trau niemals einer Glitzerfee” werde ich das mal beobachten und notfalls… ja, notfalls werde ich mir einfach einen neuen Highlighter kaufen (müssen).

Published inKolumne
et Claire