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Erst Japan konnte mich wieder versöhnen

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Tina Janik

Zwei Liebende. Zwei Perspektiven. Zwei Generationen. Zwei, die gegen das Schicksal aufbegehren…
In Japan gibt es einen sehr alten Buddha. Über seinem Haupt befand sich eine herrliche Tempelhalle, die die erste Sturmflut mit sich riss, und auch den zweiten Tempel verleibte das Meer sich ein. Also beschlossen die Menschen, ihren Buddha unter freiem Himmel anzubeten, und fortan blieb die Flut aus.
Musste die unheilvolle Liaison zwischen Tempel und Meer erst enden, um Buddha und Mensch glücklich zu machen? Auch Lola und Ryo stecken in einer solch fatalen Dreiecksbeziehung. Nacht für Nacht sehnen sie sich nacheinander.
Doch es liegen Kontinente zwischen ihnen. Bedeuten diese eine unüberwindbare Distanz oder sind Lola und Ryo tatsächlich füreinander bestimmt?
Wenn die Liebe eine Naturgewalt ist, ist dann eine Windrose zarte Liebkosung? Ein Vulkanausbruch leidenschaftliche Begierde?

Da ist dieser Traum, den Lola immer wieder träumt. Da ist dieser blinde Fleck, der in Ryos Seele wütet. Da sind zwei Menschen, die sich lieben und doch nicht zusammenfinden. Ryo liebt Lola, ja, doch gleichermaßen fürchtet er sie. Diese Naturgewalt, diese ungestüme Energie. Lola ist das pralle Leben. Sie ist die volle Dröhnung. Zwei unmögliche Gegensätze, die sich wie wahnsinnig anziehen und gleichermaßen abstoßen. Immer wenn Lola Ryo näherkommt, flüchtet er. Wie getrieben reist er durch die Welt, während Lola fast verzweifelt. Wie nur kann sie seiner habhaft werden und ihn von der Möglichkeit einer Beziehung überzeugen?

Zwei, die so unterschiedlich sind und doch dieselbe Sehnsucht verspüren. Nacheinander. Bis ein Dritter die vage Balance in unheilvolle Schieflage stürzt und plötzlich alles, was war, in Frage stellt.

SCHICKSALSSPIELER ist ein Roman über die Angst, sich selbst untreu zu werden und in einer Liebe zu verlieren, die sich nicht kontrollieren lässt. Die unbändig und zügellos ist. Die mitreißt, wie das Meer.

MEINE REZENSION

Schicksalspieler – Debütroman der jungen sympathischen Schriftstellerin Tina Janik aus Berlin, in dem sie uns teilhaben lässt an den Entwicklungen von Lola und Ryo, mal getrennt, mal gemeinsam, aber immer anders als alle anderen.

Erst Japan hat mich wieder versöhnt mit dem Roman. Endlich fühle auch ich mich angekommen nach einem teilweise etwas beschwerlichem Weg. Wird sich wie so oft im wahren Leben so auch hier die geliebte, vermeintliche leckere (?) Taube auf dem Dach letztlich doch nur als lahme Duck entpuppen oder wird sie halten, was sie nie versprach?

Zwei ungewöhnliche Protagonisten erfahren hautnah die ganz normalen emotionalen Wirrungen des Lebens – Trauerarbeit auf der einen Seite, Erwachsenwerden der Gefühle auf der anderen Seite. Das hat Tina Janik auf ihre zum Teil verrückt anmutenden Charaktere projiziert und an aussergewöhnliche Orte verlegt.
Das Haus in Frankreich blieb mir fremd, ebenso Ryos Atelier in Berlin, selbst Lolas WG. Erst in Japan sah ich Landschaften vor mir, fühlte ich mich in die Protagonisten hinein, konnte das Meer hören und schmecken. Ja, ich hatte sogar feuchte Augen als Nanami und Eric ins Spiel kamen.

Das Ende überrascht und auch wieder nicht. Jedenfalls hat es sich dadurch nicht in die Kategorie Rosamunde katapultiert. That’s life. Immer 100% diese Lola. Kenn ich. Oft schwer zu ertragen, gefühlstechnisch eine gewaltige Achterbahn. Doch wäre Lola ohne diese aufregende, nervenzerreißende Reise nie bei sich selbst angekommen. Und genau darum geht es in diesem Roman – eine Reise zu sich selbst. Mehr wird nicht verraten!

Das Buch sei allen Wortverliebten ans Herz gelegt, denen eine bildgewaltige Sprache und ausdruckvolle Charaktere ein echtes Bedürfnis sind.
Manchmal erdrückten mich die zahlreichen Metaphern ein wenig und ließen den Roman ab und an zu einem zähen Fluss werden, will heißen, an einigen Stellen gab es Längen (daher ein winziges Sternchen Abzug).
Doch wer sie durchschwimmt, wird am Ende belohnt.

Bin gespannt, was wir noch hören/lesen werden von Tina Janik. Daumen hoch!

Published inKolumneRezensionen
et Claire