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Dickens refresh?

Ist die Liebe nicht schön?
Carmel Harrington

Weihnachten war stets die schönste Zeit des Jahres für Belle. Die funkelnden Lichter Dublins, der knirschende Schnee unter den Schuhen, der Zauber, der in der Luft liegt. Doch dieses Jahr ist sie blind für all das und ihre Welt grau, nachdem sie alles verloren hat, was sie liebt. Aber Weihnachten hat auch dieses Jahr nicht seinen Zauber verloren … und schickt Belle jemanden, der ihr vor Augen führen soll, wie schön das Leben ist.

MEINE REZENSION

Das war ja mal eine ganz unerwartete, erfrischende, emotional bewegende Lektüre zum Jahresbeginn. Mir ist noch immer ganz warm ums Herz. Das hatte ich so nicht erwartet.

Das Cover ist dezent kitschig. Darf es auch. Ist ja schließlich ein Weihnachtsroman. Dennoch hält sich der Buchdeckel in Sachen xmas zurück. Kein Weihnachtsbaum, keine Girlanden, Lichterketten, Tannenzapfen, Engelchen… ja nicht einmal ein abendlicher Sternenhimmel ist zu sehen. Einzig eine Frau im Schnee auf einer Brücke. Ja, diese Brücke. Das zentrale Thema. Der schicksalhafte Ort, der sich durch den Roman spannt, wie ein roter Faden, eben nur in Form einer Dubliner Brücke. Hier treffen wir auf Belle und Jim, die beiden Hauptdarsteller des Romans und ein kleines singendes Mädchen im roten Mantel mit einer engelsgleichen Stimme.

Okay. So weit so gut, dachte ich mir. Das fängt ja so klischeebeladen an, dass ich grübelte, was da wohl noch kommen sollte, wo doch alles bereits so wunderbar war. Ich fürchtete mich vor dem Schwert, das darüber zu schweben schien. Doch eine ganze Weile folgt der Roman den beiden durch ihr Leben, natürlich erst nachdem wir ihre gemeinsame Vergangenheit kennenlernen durften. Relativ schnell ergibt eins das andere, nicht ohne schockierende Elemente und viel Kopfschütteln über die Grausamkeiten der Menschen, insbesondere Kindern gegenüber. Alles scheint gut zu laufen. Doch der Gefühls-Tsunami bahnt sich seinen Weg der Verwüstung bis zum Eklat, der kommen musste. Da ist es dann, das Schwert, dass hernieder zu rauschen scheint.

Wie rezensieren ohne zu spoilern? Nicht einfach. Belle entwickelt sich – sie ist diejenige die gibt und gibt, ohne sich zu vergeben. Doch mit dieser Quittung hätte ich nicht gerechnet. An dieser Stelle fühlte ich mich ganz dezent an Mr. Dickens erinnert. Mehr zu sagen, käme einem Verrat gleich. Charles Dickens schrieb viel, findet heraus, warum ich an ihn denken musste.

Carmel Harrington glaubt an Happy Ends, weil sie ihr eigenes gefunden hat. Sie lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in Irland, und ihr Leben ist erfüllt von Geschichten, Spielen, Spaziergängen am Strand, Schokolade und Liebe in Hülle und Fülle.

Das merkt man der Story an. Diese Autorin glaubt an die Kraft der Liebe, an Wunder und Magie, an das Gute im Menschen und eben an Happy Ends. Sie bedient sich dabei einer aufrichtigen und feinfühligen Schreibe, Wörter und Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin.

Die Geschichte mutet phasenweise märchenhaft an, doch immer war ich mir dessen bewußt, dass, egal ob Traum oder Realität, die Message des Romans eine ganz wichtige ist, nicht nur zum Fest der Liebe. Jeder trägt die Verantwortung für sein Leben – gestalten und dabei die anderen nicht aus den Augen verlieren. Helfen statt Wegsehen. Anpacken statt Weitergehen. Belle & Jim, Tess & Lorcan können es! Du und ich auch?

Welcome Nora 😉

Published inKolumneRezensionen
et Claire